Würzburg

17. Juli: Der Wochenheilige Papst Leo IV.

Viele Informationen rund um das Leben des heiligen Papstes Leo IV. sind heute nicht mehr sicher nachzuvollziehen. Doch sein großes Vermächtnis steht unübersehbar fest.
Blick von den Kolonnaden über den Petersplatz.
Foto: Evandro Inetti (ZUMA Wire) | Blick von den Kolonnaden über den Petersplatz. im Vatikan.

Der Vatikanstaat erstreckt sich neben der Petersbasilika in Rom auf einer Fläche von etwa 0,44 Quadratkilometern, umgeben von hohen Schutzmauern, die an einigen Stellen von Eingängen durchbrochen sind. Der Großteil der Mauern entstand im 16. Jahrhundert unter Papst Pius IV.; die bislang letzte bauliche Veränderung ist ein im Jahr 2006 eingebautes Bronzetor, über dem das Wappen von Papst Benedikt XVI. eingemeißelt ist. Die so befestigte Vatikanstadt wird auch als „Citta Leonina“ – „Leo-Stadt“ – bezeichnet, nach Papst Leo IV., der im 9. Jahrhundert die erste Mauer um den Vatikanhügel errichten ließ, von der heute nur noch wenige Überreste erhalten sind. Das „Martyrologium Romanum“ erinnert unter dem Datum des 17. Juli an den heiligen Papst Leo IV. als „defensor Urbis“ (Verteidiger der Stadt Rom).

Per Akklamation zum Papst gewählt

Leo wurde in Rom geboren, als Sohn eines gewissen Rodualdus. Er trat in ein Benediktinerkloster ein und wurde zwischen 844 und 846 von Papst Sergius II. zum Priester geweiht und anschließend zum Kardinal erhoben. Als der Papst am 27. Januar 847 starb, wurde Leo der Überlieferung zufolge noch am selben Tag zu seinem Nachfolger gewählt, durch einstimmige Akklamation des Klerus und des Volkes. Es war eine schwierige Zeit, da der Mittelmeerraum durch die Überfälle islamischer Sarazenen unsicher gemacht wurde. Im Jahr 846 waren sie in Rom eingefallen und hatten die Petersbasilika geplündert. Leo wurde im April oder Mai 847 zum Bischof von Rom geweiht. Aufgrund der Notlage wartete man nicht auf das eigentlich notwendige Einverständnis von Kaiser Lothar I.

Leos Pontifikat begann mit einem Wunder, von dem das „Liber Pontificalis“ berichtet. Als kurz nach seinem Amtsantritt im „Borgo“, dem dichtbevölkerten Stadtteil beim Vatikanhügel, ein Feuer ausbrach, das sich durch den Wind rasch verbreitete und auf die Petersbasilika überzugreifen drohte, stellte der Pontifex sich vor die Flammen, sprach ein Gebet und schlug das Kreuzzeichen, woraufhin das Feuer verlosch. Die Begebenheit wurde von dem Renaissancemaler Raffael in seinen berühmten „Stanzen“ im Gemälde festgehalten: In der „Stanza des Feuers im Borgo“, heute Teil der Vatikanischen Museen, sieht man den segnenden Leo IV. auf der Loggia der Petersbasilika vor den brennenden Häusern. In derselben „Stanza“ findet sich auch eine Darstellung der Seeschlacht von Ostia, in der im Jahr 849 eine von Leo IV. organisierte Flotte mehrerer italienischer Fürstentümer die Sarazenen besiegte und von den Küsten vertrieb.

Um die Petersbasilika vor zukünftigen Übergriffen zu schützen, ließ Leo IV. anschließend eine hufeisenförmige Mauer errichten, um den Vatikanhügel in den von der Aurelianischen Stadtmauer geschützten Bereich der Stadt Rom miteinzubeziehen. So entstand die „Citta Leonina“ als Festung, in die die Engelsburg – ursprünglich das Grabmal des Kaisers Hadrian – als Fluchtort integriert wurde.

Enge Beziehungen zu herrschenden Häusern

Da Lothar sich geweigert hatte, kaiserliche Truppen zu stellen, um an der Seeschlacht von Ostia teilzunehmen, war das Verhältnis zwischen dem Kaiser und dem Papst angespannt. Es wurde dadurch entspannt, dass Lothar den Papst bat, seinen Sohn Ludwig zu krönen, was er zu Ostern 850 tat. Fünf Jahre später „salbte“ Leo auch den Sohn des Königs der Angelsachsen, den späteren Alfred den Großen, im Hinblick auf dessen spätere Krönung. Dies war ein ungewöhnlicher Akt, der zu einem engeren Verhältnis zwischen der Kirche und dem englischen Herrscherhaus führte.

Innerkirchlich berief Leo IV. zwei Synoden ein, um disziplinäre Fragen zu klären. Außerdem wird überliefert, dass er in nur zwei liturgischen Akten 63 Bischöfe, 19 Priester und 8 Diakone weihte. Er war darüber hinaus der erste Papst, der seine Dokumente nach seinem Pontifikatsjahr datierte – eine Praxis, die bis heute im Vatikan üblich ist.

Nach seinem Tod am 17. Juli 855 wurde Leo IV. in der alten Petersbasilika beigesetzt. Paschalis II. ließ zu Beginn des 12. Jahrhunderts seine Reliquien mit denen von Papst Leo dem Großen zusammenführen, dessen Grab sich heute in der neuen Petersbasilika befindet.

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