Im bereits bekannten Stil des Hörens, Reflektierens und Betens starteten die Delegierten der kontinentalen Phase der Weltsynode in Prag in den nächsten Tag. Fokus lag auf der Frage nach den Prioritäten für die Kirche, die aus konkreten Anliegen angeklungen sind. Immer wieder ging es um die Kernthemen des katholischen Glaubens: Vergebung, Heilung, Heiligkeit, Evangelisation, Sünde, Maria. Die Deutschen brachten die Frage nach der Frauenweihe ein. Neu war der Blick in die Zukunft: Wie kann der Synodale Prozess nach dem Treffen im Alltag weitergeführt werden?, fragten einige und baten um eine Klärung von Begrifflichkeiten.
„…„damit alle dasselbe reden“
Hierauf fokussierte sich besonders ein Pole: „Wir wiederholen oft die gleichen Worte“, sagte er. Aber offenbar meinten nicht alle dasselbe. Die Gefahr sei, dass man in das jeweilige Wort eine Bedeutung hineinlegten, „die wir gern haben wollen“. Er machte das am Beispiel der Inklusion fest. Die einen meinten damit Obdachlose und Ausgestoßene, andere solche, die die kirchliche Moral akzeptierten, für wieder andere bedeute dies, die Lehre dem Zeitgeist anzupassen, damit möglichst alle in die Kirche „hineinpassen“. Genauso verhalte es sich mit anderen Begriffen. Die zu definieren sei wichtig, „damit alle dasselbe reden“.
Auch das Prinzip der Synodalität blieb etwas vage und führte schließlich zu der Frage, wie es mit der Synodalität nach Abschluss der Sitzungen weitergehen solle. Jemand wollte wissen, wie man Menschen einbeziehen solle, die in den Prozess nicht eingebunden seien, insbesondere auch die Jugend. Die Jugend dürfe nicht vergessen werden, hieß es mehrfach aus der Runde der Delegierten. Man müsse Wege finden, die „in den Glauben führen“ und in „ihrer Sprache“ ansprechen, ihre Anliegen und Sorgen anhören. Überhaupt: „Wo sind die jungen Leute, die jungen Synodale?“ fragte eine Portugiesin. Die müsse auch evangelisiert werden.
Versöhnung und Heilung wieder entdecken
Für viele war Mission ein zentraler Auftrag der Kirche — ein Stichwort, das mehrfach fiel. Einige sprachen über Mission als den „Weg Christi“, die Menschen helfe, in die „Begegnung mit Christus“ zu bringen“. Der spanische Redemptoristenpater Damian Maria Montes meinte, Christen bräuchten ein „tieferes Verständnis von der Passion Christi als Weg, Wahrheit und Leben“. Und der Vertreter einer französischen Gruppe fügte hinzu, Christen müssten Versöhnung und Heilung wieder als notwendig betrachten.
Mehrfach war die Rede von „persönlicher Umkehr“, dem „Ruf zur Heiligkeit“ sowie davon, dass Christen tiefer begreifen müssten, "dass sie Christus brauchen“. Konkret sagte der ukrainische Bischof Radosław Zmitrowicz, gebürtiger Pole: Die Kirche, die aus sündigen Menschen bestehe, müsse wieder verstehen und akzeptieren, dass sie Erlösung brauche — Worte, bei denen die deutsche Delegation genauso auf Applaus verzichtete wie bei Erwähnen der Muttergottes.
Gehen wir zu Maria
Thema der Deutschen war das Priestertum für Frauen. Der Theologe Thomas Söding forderte auf, nicht „zu eng vom Priestertum und Gottes Gnade“ zu denken und das Weiheamt von Geschlecht und Lebensstand abzukoppeln. Die Vize-Präsidentin des Präsidiums des Synodalen Weges in Deutschland, Irme Stetter-Karp, die bewusst nicht vom Podium, sondern „aus der Mitte des Volkes“ sprach, sagte, die „sture Beharrung auf der dualen Anthropologie treibt die Frauen aus der Kirche“.
Beim Thema Frauen lenkte Jakob Kriz vom Opus Dei den Blick auf Theresa von Avila und Katharina von Siena und dann weiter auf Maria, die ebenfalls immer wieder als Vorbild erwähnt wurde. Die beiden Heiligen waren „zwei Frauen, die die Kirche veränderten“ — aus der Verbindung mit Gott und Maria. Wenn Kinder irgendeine Not hätten, würden sie immer zuerst zur Mutter laufen, holte er aus, um dann vorzuschlagen: „Machen wir es genauso! Gehen wir zu Maria, der Mutter der Kirche“. DT/dsc
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