Twitter ist ein schnelles und knappes Medium; man hat weder Platz noch Zeit für lange Begründungen, entweder man verdichtet sie – intelligent, aphoristisch – oder man wird zu einem, der ohne Begründung auskommen will, der blökt und rüpelhaft persönlich angreift. Manchmal bilden sich Meuten, die über andere herfallen. Aber keineswegs sind die Kurznachrichten, auf die man hier trifft, an sich schon oberflächlich, sondern gerade in der pointierten Form der Mitteilung liegt eine Herausforderung, die inzwischen ihre eigenen Meister gefunden hat. Wenn man von Aphorismen spricht, dann muss man es aber gleich wieder genauer sagen: Das Tempo erfordert nicht zeitlosen, sondern hundertprozentig situationsbezogenen Geist.
Exercitium: Leise Botschaften
Im Medienzeitalter bleibt vieles noch zu entdecken. Damien Kempfs Internetveröffentlichungen zum Beispiel eröffnen einen künstlerischen Kontinent. Wo sich etwas tut im Netz. Von Lorenz Jäger