Der Kölner Generalvikar Markus Hofmann galt bei seinem Amtsantritt 2018 im Erzbistum als Kontrastprogramm zu seinem schillernden Vorgänger Dominik Meiering, der von Kardinal Rainer Woelki vom Amt entbunden worden war: loyal gegenüber dem Erzbischof, medial eher zurückhaltend und ohne kirchenpolitische Ambitionen.
Lieber wallfahren
Ein Marienverehrer, dem das geistige Erbe des verstorbenen Kölner Kardinals Meisner am Herzen liegt. Hofmann taucht immer wieder bei der 24-Stunden-Anbetung auf; auf Wallfahrten fühlt er sich wohler als im TV-Studio. Eine Aufgabe in der komplexen Verwaltung des Erzbistums als Chef von Hunderten Mitarbeiter ist ihm nicht auf den Leib geschneidert. Dass er nun bei Windstärke 10 seinen Posten räumt und den Weg für die Professionalisierung des Generalvikariats freimacht, verwundert nicht.
Während der viermonatigen Auszeit des Kardinals absolvierte Hofmann als Delegat einen Ritt über die Rasierklinge, weil auch der offen gegen Woelki agierende Übergangsleiter Weihbischof Rolf Steinhäuser auf seine Loyalität zählen durfte. Als Ende 2021 Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe von Aufträgen im Erzbistum bekannt wurden, bat Hofmann um Beurlaubung. Der Vatikan lehnte ab.
Im Loyalitätskonflikt
Seitdem konstatieren die Kölner Katholiken einen Rückzug auf Raten bei ihrem Generalvikar. Zuletzt erschien auch eine Buchreihe über Kölner Geistliche, in der er jahrelang als Mitherausgeber fungierte, ohne seinen Namen auf dem Cover.
Kürzlich ist „eine vertragliche Regelung ungewöhnlichen Inhalts“ vom Finanzdirektor und von der Justiziarin zur Sprache gebracht worden. Aufhorchen lässt, dass Woelkis Herzensprojekt, die Kölner Hochschule für Katholische Theologie, betroffen sein soll.
Deren Kanzlerin schweigt sich über die Medienberichten zufolge nicht gesicherte Finanzierung der Hochschule eisern aus. Manche Beobachter sehen Hofmann nun als Bauernopfer. Doch diese Einschätzung greift zu kurz. Hofmanns Ausstieg ist ein Befreiungsschlag, auch wenn die Prüfung der ordnungsgemäßen Vergabe von Aufträgen und anderen finanziellen Weichenstellungen ihn noch beanspruchen wird.
Ein Dilemma
Spätestens die nächste Sitzung des Diözesanpastoralrats wird das Dilemma aufzeigen, in dem Hofmann steckt. Denn dann wird das Gremium im Rahmen des Pfarreifindungsprozesses auch über Wortgottesfeiern an Sonntagen mit Kommunionausteilung beraten. Selbst der loyalste Generalvikar wird nicht kommunizieren können, warum just das Erzbistum Köln kein Geld erübrigen sollte, um nicht mobilen Gläubigen die Fahrt zur nächstgelegenen Sonntagsmesse zu ermöglichen.
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