Rom stoppt Aufklärung

Wirtschaftliche Prüfung des bischöflichen Mensalguts weiter unter Verschluss

Wien (DT/sb) Kaum war der bisherige Bischof von Kärnten, Alois Schwarz, als neuer Diözesanbischof von St. Pölten am 1. Juli in sein Amt eingeführt, begannen in seiner vormaligen Diözese die Aufräumarbeiten. Sein bisheriger Generalvikar Engelbert Guggenberger leitete als neuer Diözesanadministrator die Neuordnung des sogenannten „Bistums“ ein, das – im Gegensatz zum Sprachgebrauch in Deutschland – in Kärnten das bischöfliche Mensalgut bezeichnet. Befeuert durch Mitteilungen seitens der Diözese Gurk-Klagenfurt machten sich in den Medien Gerüchte über Misswirtschaft und Begünstigung im Bistum breit.

Am 7. Dezember lud die Pressestelle der Kärntner Diözese nun zu einer „Präsentation des Abschlussberichts der Arbeitsgruppe Bistum“ für 11. Dezember, bei der im Bischofshaus in Klagenfurt Ergebnisse zu erwarten waren. Am Montag wurde dem Diözesanadministrator über die seit kurzem verwaiste Wiener Nuntiatur mitgeteilt, dass „die römische Bischofskongregation die Weisung erteilt hat“, die für den Folgetag angesetzte Pressekonferenz abzusagen, wie es in einer Mitteilung der diözesanen Pressestelle heißt. Und weiter: „Der fertiggestellte Prüfbericht über das Bischöfliche Mensalgut soll nach Auskunft des Nuntiaturrates an die Bischofskongregation in Rom übermittelt werden.“

Zunächst soll der Vatikan die Vorwürfe prüfen

Die kirchenamtliche Nachrichtenagentur „Kathpress“ teilte noch am Montag mit, bei Vorwürfen gegen einen Bischof müsse zuerst die zuständige vatikanische Bischofskongregation diesen Vorwürfen nachgehen und diese prüfen. Es sei üblich, dass substanzielle Unterlagen wie jene über das Bistum Gurk zuerst der Bischofskongregation zur Verfügung zu stellen sind.

Alois Schwarz war 17 Jahre Bischof von Gurk-Klagenfurt, bevor er in diesem Jahr zum Nachfolger von Bischof Klaus Küng in der Diözese St. Pölten bestellt wurde. Während Bischof Schwarz das Einschreiten der Bischofskongregation begrüßte, bedauerte sein vormaliger Generalvikar, der heutige Diözesanadministrator Guggenberger, dieses. Ihm zufolge handelt es sich „um einen weiteren Versuch des Verschiebens, der Wahrheit in die Augen zu sehen“. Bischof Schwarz meinte in seiner Stellungnahme, die Gesamtbeurteilung des Wirkens eines Bischofs liege bei der Kongregation für die Bischöfe in Rom, nicht beim „interimistischen Leiter einer Diözese“.

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Diözesen Generalvikar Klaus Küng Misswirtschaft

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