Kirche

Junge Federn: Aus dem Alltag

Von Elfriede Demml
Elfriede Demml

Einen Tag nach dem Loretto-Pfingstwochenende in Salzburg, habe ich in der Laudes, dem Morgenlob der Kirche, gebetet: Zum Beginn dieses Tages nimm das Lobgebet deiner Kirche an – lehre uns deine Herrlichkeit preisen. Diese Fürbitte hat mich so berührt. Seit Jahrzehnten beten Ordensleute, Priester und ganz viele andere auf der ganzen Welt an jedem Dienstag der dritten Woche diese sehnsuchtsvolle Bitte. Und sie ist an diesem Pfingstwochenende Wirklichkeit geworden. Der ganze Salzburger Dom hat mit tausenden jungen Leuten deine Herrlichkeit gepriesen und wir tun es weiter. Halleluja!

Wir machen einen Teamausflug mit dem Zug. Am Bahnhof nimmt mich die Security in Empfang, um mir beim Einstieg zu helfen. Von den Männern umgeben, fahre ich mit dem Rollstuhl über den Bahnsteig. Mein Chef meint scherzhaft zu mir: „Was sind Sie für eine berühmte Persönlichkeit?“ In genau dem Augenblick winkt mir ein Mann freundlich zu und ruft „Hallo!“ Ich muss grinsen. Er unterstreicht meine Berühmtheit. Aber wer ist es? Ein armer Mann, den ich von der Caritas-Sprechstunde kenne.

Man könnte flapsig und abfällig sagen, na immerhin unter den Armen bin ich berühmt. Aber mir fällt der Satz von unserem Altbischof Weber ein, der uns immer wieder ans Herz gelegt hat: „Man muss sich immer fragen, ob man Freunde bei den Armen hat.“ Und so freue ich mich, dass ich heute diese Frage mit „Ja“ beantworten kann.

In der Anbetung vor mir kniet ein Papa und neben ihm sein etwa dreijähriger Sohn. Der Kleine lehnt mal am Vater, mal krabbelt er ein bisschen rum, Mal setzt er sich auf die Knie seines Papas und flüstert diesem etwas ins Ohr. Der Papa streichelt ihn liebevoll über den Kopf, blickt ihn an und schaut dann wieder zurück zum eucharistischen Herrn. Nebenbei legt er seinen Arm über die Schultern des kleinen Kindes.

Schon flüstert der Kleine ihm wieder etwas zu und der Papa blickt ihn wieder an und sagt ihm etwas ins Ohr. Man könnte meinen, der Kleine lenkt seinen Vater vom Gebet ab. Sollte er ihm sagen, er soll jetzt still sitzen und den Herrn Jesus anschauen und beten? Und da merke ich, wie sehr der Papa seinem kleinen Kind genau das vermittelt, was uns in der Anbetung geschenkt wird.

Wir dürfen Gott sagen, was uns am Herzen liegt

Gott schaut uns mit einem liebevollen Blick an, wir dürfen ihm sagen, was uns am Herzen liegt und er flüstert uns seine ermutigenden Worte ins Ohr. Er streicht uns über den Kopf und drückt uns mit seinen Armen an seinen Vater-Herz. Dort dürfen wir ausruhen.

Die sichtbar gewordene Liebe Gottes in der Eucharistie. Die sichtbar gewordene Liebe Gottes in dem Vater, der vor Gott kniet und die Liebe, die er empfängt, seinem Kind weiterschenkt.

Die Autorin, 31, ist Pastoralassistentin in Graz

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