Die im 7. Jahrhundert geborene heilige Bertha von Bingen war die Mutter des heiligen Rupert von Bingen. Einige Stationen ihres Lebens sind uns nur durch eine einzige Quelle bekannt, durch die „Vita Sancti Ruperti“ der heiligen Hildegard von Bingen (+ 1179), die in derselben Region wie Bertha lebte, jedoch dreihundert Jahre später.
Bertha war Christin und entstammte einem lothringischen Fürstenhaus. Als junge Frau heiratete sie den heidnischen Fürsten Robolaus. Nach anfänglichem Eheglück betrog ihr Mann sie mit anderen Frauen, und Bertha war darüber sehr unglücklich. Bei einem Gefecht mit Christen kam Robolaus schließlich ums Leben, Bertha zog daraufhin mit dem dreijährigen Sohn Rupert auf den heutigen Rupertsberg, um in der Stille und Abgeschiedenheit zur Ruhe zu kommen.
Die heilige Hildegard berichtet uns über den Fortgang des Lebens der Heiligen: „Da baute sie eine Kirch, warf die köstlichen Kleider von sich, achtete nicht mehr auf den Reichtum und auf den Adel ihres Geschlechtes, sondern kleidete sich in grobes Tuch und Gewand, umgürtete sich mit einem Gürtel und diente allda Gott, in einem reinen und keuschen Witwenstand. Sie sammelte auch andere fromme Leute zu sich und kasteite ihren Leib mit vielem Fasten und Wachen. Mit Almosengeben und Gebet gab sie ihrem Sohn Rupert ein gutes Exempel und stärkte ihn im Guten, denn sie trug Sorge, dass er nicht von der Freundschaft zu der Welt Eitelkeit möge gezogen werden.“
Mit fünfzehn Jahren unternahm Rupert eine Wallfahrt nach Rom, wenige Jahre später raffte den schon zu Lebzeiten im Ruf der Heiligkeit Stehenden eine Fiebererkrankung dahin. Seine Mutter starb um 757. Beide wurden in der von ihnen errichteten Kirche auf dem Rupertsberg begraben. Das Haupt der Heiligen gehört zu dem von Hildegard von Bingen zusammengetragenen „Eibinger Reliquienschatz“. Er befindet sich derzeit in der Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Hildegard und St. Johannes der Täufer in Eibingen, einem Ortsteil von Rüdesheim am Rhein.
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