Deutschland hatte bis zur Säkularisation von 1803 seine adeligen – oft hochadeligen und gar nicht selten reichsfürstlichen Herrscherfamilien entstammenden – Erzbischöfe und Bischöfe, von denen sich viele wie weltliche Fürsten gaben. Frankreich hatte seine politischen Kardinäle, Purpurträger, die als Premierminister die Außen- und Innenpolitik bestimmten, Männer wie Richelieu oder Mazarin im 17. oder Fleury im 18. Jahrhundert. Vor allem Richelieu stieß in Deutschland immer auf Interesse, nicht zuletzt wegen seiner Politik und seines „Politischen Testaments“ von 1639. Das war eine an König Ludwig XIII. gerichtete Schrift, die ein innenpolitisches Reformprogramm enthielt, während die Außenpolitik darin zurücktrat.
Der politische Kardinal
Uwe Schultz porträtiert Richelieu