Langsam nur greift die Wüstensonne Raum. Seit Stunden werden von den Mönchen im Schein dünner Kerzen Psalmen und Hymnen zur Ehre Gottes gesungen. Jeder Tag, die Sterne stehen noch hoch am Wüstenhimmel, beginnt um vier Uhr mit dem Morgenlob. Am Ende steht die Feier der Eucharistie. Schwerer Brokat liegt auf den Schultern des schmalen Mönchs, der hinter der Ikonostase hantiert, sich neigt, wendet, heilige Geräte küsst. Pilger, das Kirchenschiff füllend, greifen bis zum Boden aus, um sich zu bekreuzigen. Heiliger Boden. So hat Gott selbst im Buch Exodus dem Mose gesagt und ihm geboten, seine Schuhe auszuziehen. Noch ist es dunkel. Die Öllampen flackern schwach. Doch dann geht es immer schneller.
„... das hier ist heiliger Boden“
Ikonenpracht und monastische Einsamkeit: Zu Besuch im Katharinenkloster auf dem Sinai. Von Oliver Maksan