Kirchenaustritt

„Bleiben und kämpfen“

Der amerikanische Kardinal Raymond Leo Burke rät enttäuschten Gläubigen entschieden vom Kirchenaustritt ab.
Kardinal Burke, emeritierte Kardinalpräfekt der Apostolischen Signatur
Foto: KNA | Der emeritierte Kardinalpräfekt der Apostolischen Signatur macht frustrierten Katholiken Mut: Wer in der Kirche bleibt, überlässt sie nicht den falschen Kräften.

Eminenz, in Deutschland treten viele Katholiken aus der katholischen Kirche als Körperschaft des öffentlichen Rechts aus. Auch kirchentreue Katholiken denken darüber nach, aus der Kirche auszutreten, um nicht mit ihren Steuern Projekte zu unterstützen, die sie nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren können. Wie sehen Sie das?

Katholiken müssen für die Wahrheit des Glaubens Zeugnis ablegen. In der Tradition der Kirche ist eine Synode ein Weg, um herauszufinden, wie man den katholischen Glauben verteidigen und fördern kann, nicht, um eine andere Kirche und einen anderen Glauben zu schaffen. Ich denke, diese guten Katholiken müssen – so schmerzlich es auch ist – in ihren Gemeinden bleiben und für die Wahrheit des Glaubens kämpfen.

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Wenn alle austreten, fiele die Kirche sonst denen in die Hände, die den katholischen Glauben und seine Praxis zerstören. Wichtig ist, dass die Gläubigen die Kirche nicht verlassen, denn Christus hat uns versprochen, immer bei uns in der Kirche zu bleiben. Wir bleiben so bei Christus, auch wenn wir sehr offen mit unseren eigenen Bischöfen sprechen müssen, wenn sie etwas vorschlagen, was nicht dem katholischen Glauben entspricht. Wir müssen zur heiligen Tradition zurückkehren.

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Wie können die Gläubigen konstruktiv mit ihrer Minderheitenrolle in den Pfarreien umgehen?

Die Dynamik des katholischen Glaubens kommt aus seiner Kontinuität. Der Glaube ist Gottes Werk und kommt durch die Überlieferung der Apostel zu uns. Das ist keine Starrheit, sondern Treue zur Tradition, und dazu sind die Bischöfe durch den Eid verpflichtet, den sie bei ihrer Bischofsweihe geleistet haben. Die Treue zur katholischen Lehre als Starrheit zu bezeichnen, ist schlicht falsch. Die Gläubigen haben das Recht und die Pflicht, ihre Sorgen bezüglich der Kirche kundzutun. Die Gläubigen sollten dieses Recht – es steht im kanonischen Recht – offen wahrnehmen.

In Fällen, in denen der Glaube sogar innerhalb der Kirche selbst verraten wird, ist es für sie sogar noch wichtiger, auf der katholischen Lehre und Praxis zu bestehen. Sie müssen verstehen, dass es ihnen nicht freisteht, sondern dass sie verpflichtet sind, den katholischen Glauben in diesen Zeiten zu verteidigen. Der Gehorsam kann uns niemals befehlen, etwas zu tun, was gegen den Glauben und die guten Sitten ist.

Können Sie einige praktische Ratschläge geben?

Zuallererst: die Kommunikationsmittel nutzen, um die Botschaft zu verbreiten und zum Beispiel die klassischen Darlegungen des katholischen Glaubens zu veröffentlichen – von den Kirchenvätern, den großen Theologen und den zuverlässigen Autoren der Gegenwart. Bestehen Sie darauf, mit dem Pfarrer über diese Themen zu sprechen.

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