Bischöfe planen neue Leitlinien für Jugendpastoral

Nach der Veröffentlichung des Nachsynodalen Schreibens „Christus vivit“ kündigt Jugendbischof Stefan Oster Reformen an. Von Kilian Martin
Jugendbischof Stefan Oster will  die katholische Jugendarbeit in Deutschland reformieren
Foto: Bistum Passau | Jugendbischof Stefan Oster will die katholische Jugendarbeit in Deutschland reformieren.

Der katholischen Jugendarbeit in Deutschland steht eine Reform ins Haus. Dabei sollen insbesondere die Ergebnisse der Weltbischofssynode zur Jugend im Herbst vergangenen Jahres berücksichtigt werden. Das erklärte Jugendbischof Stefan Oster am vergangenen Donnerstag nach der Veröffentlichung des Nachsynodalen Apostolischen Schreibens „Christus vivit“ (siehe DT Nr. 14, 4.4.2019). Die Bischöfe fühlten sich durch das umfangreiche Papier „in unserem Vorangehen in der Jugendpastoral in Deutschland bestärkt und zugleich neu herausgefordert“.

Besonders an vier Punkten wollen die Verantwortlichen Anstöße aus Synode und Papstschreiben aufgreifen und weiterarbeiten, so Oster: bei der Begleitung junger Menschen bei der Suche nach ihrer Berufung, beim Zusammenwirken von Jugend- und Berufungspastoral, bei der Digitalisierung und beim missionarischen Einsatz. Die Ergebnisse der Überlegungen sollen im November 2020 bei einem „Forum Jugendpastoral“ gesammelt werden. Schließlich sollen diese in neuen Leitlinien zur Jugendpastoral der deutschen Bischöfe einfließen.

Was auf den ersten Blick wenig spektakulär scheint, ist in der Tat eine bemerkenswerte Neuerung. Schließlich datieren die derzeit geltenden Leitlinien auf das Jahr 1991 und sind damit älter als die allermeisten Gläubigen, für die sie gedacht sind. Auch die nun von Oster angesprochenen Punkte waren damals nicht oder nur am Rande Gegenstand der Überlegungen.

Seelsorge für Jugendliche soll flexibler werden

Im Namen der DBK-Jugendpastoral fordert Oster nun die Akteure der Jugendpastoral auf, sich mit den Themen auseinanderzusetzen. Diese sollen sich weiterhin an den 15 „jugendpastoralen Handlungsfeldern“ orientieren, wie sie die DBK aufzählt. Dazu zählen neben der Ministrantenarbeit und den Verbänden auch Jugendkirchen oder die Jugendarbeit der Neuen Geistlichen Gemeinschaften und Bewegungen. Oster wünsche sich für alle Bereiche „eine Vielfalt an Formaten, die es jungen Menschen und Fachkräften der Jugendpastoral ermöglicht, an den Themen der Synode weiterzuarbeiten: Fachtage und Wallfahrten, Konferenzen und Jugendfestivals“.

Der DBK-Vorsitzende Kardinal Reinhard Marx und Thomas Andonie, Vorsitzender des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), hatten in einer gemeinsamen Stellungnahme ebenfalls lobende Worte für „Christus vivit“ gefunden. „Das Schreiben ist ein Markstein einer kommenden Jugend- und Berufungspastoral“, erklärten sie. Der Papst drücke darin seinen Wunsch nach einer Jugendseelsorge aus, die zugleich volksnah und auf die Berufungen junger Menschen ausgerichtet ist. Sie müsse zudem „flexibel an den verschiedensten Orten“ wirken.

Jugendbischof Oster erinnerte daran, dass das päpstliche Schreiben mit diesem Fokus auf eine breite und flexibel angelegte Seelsorge für Jugendliche „einige Parallelen zur Würzburger Synode“ aufweise. Damit erinnerte er erneut an die historischen Zusammenhänge der geltenden Leitlinien. Diese waren eine Fortführung des Dokuments „Ziele und Aufgaben kirchlicher Jugendarbeit“, das die Gemeinsame Synode der Bistümer der Bundesrepublik im Jahr 1975 beschlossen hatte. Die damals grundgelegten Leitlinien waren zuletzt zum 40. Jubiläum im Jahr 2015 in einem Forum Jugendpastoral diskutiert und bestätigt worden. Mit der angestrebten Neufassung könnten sie somit erstmals seit Jahren einer kritischen Betrachtung und Korrektur unterzogen werden.

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