Wer Selbstverständnis, Theologie und Mentalität der Orthodoxie kennt, kann die Tragweite der Wortmeldungen und Zeichenhandlungen ermessen, die Moskau und Konstantinopel derzeit immer weiter auseinandertreiben. Vieles spricht dafür, dass die Historiker späterer Zeiten die Jahre 1517 und 2018 auf Parallelen untersuchen werden: Vor einem halben Jahrtausend spaltete Martin Luther unter eifriger Teilnahme macht- und eigensinniger Fürsten die Kirche des Abendslands, heute spaltet das Ringen zweier Patriarchen um die Ukraine unter eifrigem Mitwirken national- und machtbewusster Präsidenten die orthodoxe Kirche.
Im Blickpunkt
Die nächste Kirchenspaltung
Eine Frage der Zeit, bis sich umgekehrt Konstantinopel erklären muss. Von Stephan Baier