Wenn es so etwas wie eine „himmlische Dramaturgie“ für die Seligsprechungsfeier der vergangenen Tage in Rom gab, dann war diese perfekt. Vor dem glorreichen Höhepunkt am Sonntag bei „Kaiserwetter“ auf dem Petersplatz zunächst die Läuterung, die Reinigung, der Samstag der Bewährung. Die Sonne hatte sich hinter den Wolken zurückgezogen, die Temperaturen wollten einfach nicht auf Mai-Niveau steigen, hin und wieder nieselte es. Auch ein Donnerschlag war bisweilen zu hören. Karsamstagsstimmung. Am Freitagmorgen hatte man Johannes Paul II. aus seinem Grab in den Grotten des Petersdoms geholt. Aber noch blieb der Sarg aus Holz, der im Zentrum des Requiems am 8. April 2005 gestanden hatte, den Blicken verborgen.
Die Rückkehr des Karol Wojtyla
Eine Gebetsvigil mit zumeist jungen Menschen ließ das Pontifikat Johannes Pauls II. wieder lebendig werden. Von Guido Horst