Die berühmten Blankverse des Lessing-Dramas „Nathan der Weise“ erklingen auf der Bühne des Hamburger Thalia- Theaters aus einem Lautsprecher. Der düstere, hohe, fast kahle Raum, in dem der Apparat von einer unsichtbaren Decke hängt, entpuppt sich als Aufnahmestudio, in dem gesichtslose junge Leute in Business- Anzügen die Dialoge von 1779 ablesen, als wäre es für den Schulfunk oder eine Hobby-Produktion. Doch als der Nathan-Sprecher die hoffnungsvolle, humanistische Ringparabel von der Gleichwertigkeit der Religionen erzählen soll, kippt die Handlung vor schaurig-kitschigen Videobildern von Krieg und Tod ins Aggressive, Pessimistische einschließlich des aktuellen Elfriede-Jelinek-Texts „Abraumhalde“.
Thalia-Theater verunglimpft den Papst
Nicolas Stemann verfremdet „Nathan den Waisen“ auf grelle Weise