„Wie ist es möglich, zu leben, wenn doch die Elemente dieses Lebens uns völlig unfasslich sind? Wenn wir immerfort im Lieben unzulänglich, im Entschließen unsicher und dem Tode gegenüber unfähig sind, wie ist es möglich, da zu sein?“, schrieb Rainer Maria Rilke in einem Brief 1915. Rilke war ein denkender Dichter, der die Erfahrungen seines Lebens, die Teil hatten an den Krisen des beginnenden 20. Jahrhunderts, poetisch-sprachästhetisch verarbeitete und gestaltete und dabei zugleich poetologisch thematisierte. Er war, was unter seinen Lesern und Deutern unbestritten ist, „religiös musikalisch“ (Max Weber). Vertraut mit der christlichen Tradition hat er sich zeit seines Lebens in immer wieder überraschenden ...
Sprachexperimente auf dem Weg zu Gott
Existenzielle Sinnsuche eines Dichters: Zur Mainzer Akademietagung über „Gott in der Dichtung Rainer Maria Rilkes“. Von Hans-Jürgen Müller