Wer sich an Wunder hält, steht auf einem starken Seil. Gewiss, es ist ein Seil und keine breite Straße mit gepolsterten Leitplanken. Aber es ist eines, das im Leben immer trägt und niemals reißt. Wunder, das meint nicht unbedingt die großen, unbegreiflichen Ereignisse, die bisweilen von der Kirche anerkannt werden, Krankenheilungen, Blutverflüssigungen, Erscheinungen. Wunder hält schon der Alltag eines jeden Menschen bereit: unverhoffte Begegnungen etwa, aber auch ein Lächeln, ein Sonnenstrahl, der sich in einem Glas widerspiegelt, oder ein Vogel, der nur für einen selbst zu zwitschern scheint.
„Sei klug, und halte dich an Wunder“
Ans Leben hingegeben: Die Dichterin Mascha Kaléko prägte mit ihrer heiter-melancholischen Art die Berliner Boheme der 30er Jahre. Von Anna Sophia Hofmeister