Wer vom Theatertreffen spricht, darf von der Theatertreffen-Jury nicht schweigen. Die Jury ist es nämlich, die alljährlich im Mai – und nun schon zum 49. Mal – jene zehn Inszenierungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz nach Berlin einlädt, die von ihr das Gütesiegel „bemerkenswert“ erhalten haben. „Bemerkenswert“, dies ist der alleinige Maßstab. Darauf kommt es an. Und dieses „Bemerkenswert“ hat es in sich. Es ist Fluch und Segen zugleich. Segen, weil es der in Europa gewachsenen kulturellen Entwicklungsdynamik und damit der Unmöglichkeit Rechnung trägt, in Kunstfragen zu einem objektiven, nicht hinterfragbaren finalen Urteil kommen zu können, und Fluch, weil das Kriterium ...
Maßstäbe für wahre Schauspielkunst gibt es kaum noch
Bemerkenswert relativ – Eindrücke vom Berliner Theatertreffen 2012. Von Ingo Langner