Der Beschluss des bayrischen Kabinetts, Kreuze im Eingangsbereich öffentlicher Gebäude aufhängen zu lassen, schlug während der vergangenen Wochen hohe Wellen. Dies war zu erwarten. Weniger vorherzusehen war, dass die Kritik nicht in erster Linie von Vertretern des alten oder neuen Atheismus ausging, sondern von hohen kirchlichen Amtsträgern beider Konfessionen. Zu hören waren bekanntlich von dieser Seite Einwände wie „Enteignung des Kreuzes“, seine Funktionalisierung zu einem kulturellen Symbol oder gar sein Missbrauch als ein Zeichen der Ausgrenzung Andersgläubiger und -denkender. Wie immer man den Kreuzbeschluss beurteilt, jene Argumentationen kirchlicher Amtsträger lassen irritiert zurück.
Feuilleton
Die Sinntiefe sichtbar machen
Politisches Moralisieren von Kirchenleuten genügt nicht: Eine Bemerkung zur Kreuz-Debatte. Von Harald Seubert