Man sitzt im Münchner Nationaltheater in Gioacchino Rossinis „Semiramide“ und harrt. Wartet darauf, dass in der Inszenierung von David Alden ein Hinweis auftauchen würde, warum diese Vier-Stunden-Oper einem Publikum von heute vorgeführt werden müsste. Was der amerikanische Regisseur in dem aus Voltaires „Semiramis“ entwickelten Libretto Gaetano Rossis für erzählenswert fände. Man stößt auf sauber aufgereihte Choristen, auf weiß leuchtende Inder, die in kostbaren, edelsteinbesetzten Gewändern des Kostümbildners Buki Shiff eine Art Tempeltanzfiguren imitieren, auf geheimnisvolle gesichtslose Turbanträger, auf eine Kolossalstatue nach realsozialistischer Manier und auf ein kleines Kind, das sich hinter einer Couch ...
Unausweichliche Strafe der Götter
In Gioacchino Rossinis Oper „Semiramide“ wird der Kreislauf von Tat und Vergeltung nicht durchbrochen. Von Werner Häussner