„Am Aschermittwoch ist alles vorbei“, singt die Kölner Karnevalslegende Jupp Schmitz (1901–1991) und bietet damit inmitten der bunten Narreteien das kleine Kontrastprogramm, die vorweggenommene Überleitung auf die vierzigtätige Bußzeit, die graue Zone zwischen Karneval und Ostern. Tatsächlich markiert der Aschermittwoch einen Wendepunkt: Wenn der Priester während der Heiligen Messe den Gläubigen die gesegnete Asche in Form eines Kreuzes auf die Stirn zeichnet und die Worte „Bedenke Mensch, dass du Staub bist, und zum Staub zurückkehrst“ spricht, dient dies der Besinnung auf das Wesentliche, der Vergegenwärtigung des eigenen Todes. Für Pappnasen und Konfetti, Masken und Spielchen ist kein Platz mehr.
Kultur und Feuilleton
Superbüßer
Rücktritt ja oder nein? Mit oder ohne Reue? Margot Käßmann, Karl-Theodor zu Guttenberg, Adolf Sauerland und zuletzt Christian Wulff mussten für sich die Frage im medialen Blitzlichtgewitter beantworten. Für die künftige Bewältigung von gesellschaftlicher Schuld und Sühne-Events bietet sich zu Beginn der Fastenzeit der Rückgriff auf alte Bußrituale an. Von Stefan Meetschen