(DT/NN) Gleich um die Ecke des Pantheons steht mitten auf der Piazza vor der Kirche Santa Maria sopra Minerva ein weißer Elefant, der mit seinem Kopf leicht zur Seite schaut und mit seinem Rüssel die Passanten zu grüßen scheint. Ganz schön schwer zu schleppen hat der kleine Elefant, denn auf seinem Rücken trägt er einen mehr als fünf Tonnen schweren Obelisken. Da der Elefant aber um ein vielfaches kleiner ist als seine echten Artgenossen in freier Wildbahn haben ihn die Römer liebevoll „il pulcino“, „das Küken“, getauft.
Mit einer Größe von knapp fünfeinhalb Metern ist der Obelisk unter den römischen passend zu seinem Mini-Elefanten-Träger zwar auch der kleinste, dafür aber einer der acht original ägyptischen, die es in der Ewigen Stadt zu sehen gibt. 1665 kam der antike Monolith im Garten des Dominikanerklosters von Santa Maria sopra Minerva zufällig zum Vorschein. Er hatte wohl den großen Isis-Tempel geziert, der sich einst in dieser Gegend befand, den man anfänglich fälschlicherweise für eine der Minerva geweihte Kult-Stätte gehalten hatte – daher auch der etwas irreführende Name von Kirche und Kloster.
Im Auftrag der Dominikaner-Brüder sollte Gianlorenzo Bernini für die passende Inszenierung des großartigen Fundes sorgen. Bernini entschied sich für einen Elefanten als Obelisken-Träger. Geschickt verdeckte er durch die Satteldecke den zwar massiven, aber nötigen Sockel unter dem Bauch, der sein musste, damit das steinerne Tier nicht unter der tonnenschweren Last zusammenbrach.
Erst beim Lesen der Inschrift bekommt Berninis anfänglich seltsame Entscheidung für einen Elefanten Sinn: „Es braucht einen robusten Geist, um eine solide Weisheit auszuhalten“, steht am Sockel geschrieben und ein robustes Tier ist der Elefant allemal. Dass dieser aber ausgerechnet mit seinem Hinterteil in Richtung Kloster zeigt, war von Bernini so gewollt, denn den Dominikanern war das Werk zu teuer und sie verweigerten vorerst die Zahlung.