Politik

Wenn die Masken fallen

Die Reaktionen auf die jüngsten Masken-Affären zeigen: Die Bürger verlieren Vertrauen in die Politik. Ein Kommentar.
Angela Merkel nimmt an der Sitzung des Bundeskabinetts teil
Foto: Kay Nietfeld (dpa-Pool) | Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nimmt an der Sitzung des Bundeskabinetts im Bundeskanzleramt teil.

Sorgen die Maskenaffären um Unions-Abgeordnete für eine Demaskierung der politischen Klasse insgesamt? Gewiss, auch hier gilt: Im Zweifel für den Angeklagten. Bevor die Untersuchungen nicht vollständig abgeschlossen sind, sollte man sich hüten, zu den einzelnen Fälle ein endgültiges Urteil abzugeben.
Trotzdem sind die öffentlichen Reaktionen auf diese Korruptionsvorwürfe symptomatisch für die Stimmungslage, in der immer mehr Bürger auf die Politik schauen. Denn trotz des großen Aufschreis in den Medien konnte man im privaten Bereich, im Gespräch mit Nachbarn oder Arbeitskollegen (natürlich immer mit ausreichendem Abstand) durchaus Ernüchterndes hören: Die Überraschung war hier nicht besonders groß. Kurz: Viele Menschen trauen Politikern zu, in dieser Weise für Korruption anfällig zu sein.

Persönliche Interessen vor Gemeinwohl?

Lesen Sie auch:

Nun ist es sicherlich so, dass Politiker in der Rangliste der beliebtesten Berufe noch nie weit oben standen. Aber der Vertrauensverlust scheint nun besonders hoch zu sein. Verfolgt man die sozialen Medien oder hört eben auch in persönlichen Gesprächen genau hin, so sehen viele Bürger in diesen Affären die Bestätigung eines auch schon vorher gehegten negativen Vorurteils: Politikern geht es nicht um das Gemeinwohl, sondern tendenziell immer nur um ihre persönlichen Interessen. Und jetzt im Zuge der Maskenaffäre ist endlich ihr wahres Gesicht zu erkennen.

Die Schnelligkeit, mit der Partei-und Fraktionsführungen reagiert haben, um zu zeigen, dass sie sich für kompromisslose Aufklärung einsetzen, zeigt, dass man wohl in Berlin langsam erkennt, welche Gefahren in einem solchen Trend liegen. Wir sind eine repräsentative Demokratie. Wenn aber die Bürger kein Vertrauen mehr in ihre Repräsentanten, also die Abgeordneten haben, dann ist im ganzen System der Wurm drin.

Es wird nicht reichen, Untersuchungsausschüsse zu benennen. Der Begriff der Persönlichkeit leitet sich vom Lateinischen „per sonare“ (durchklingen) ab. Der Bürger muss spüren können, dass etwas von der eigentlichen Motivation des Politikers bis zu ihm durchklingt und dabei nicht durch eine professionelle Maske gefiltert wird. Damit Politiker nicht vom Bürger demaskiert werden müssen, sollten sie selbst die Maske abnehmen.

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

Themen & Autoren
Sebastian Sasse Gemeinwohl Skandale und Affären Social Media Untersuchungsausschüsse Vertrauensverlust

Weitere Artikel

Die Silvesterkrawalle in vielen deutschen Großstädten sind unerträglich. Auch weil sie das Vertrauen der rechtstreuen Bürger in unser System erschüttern.
03.01.2023, 11 Uhr
Sebastian Sasse

Kirche

In der 56. Folge des Katechismuspodcasts mit der Theologin Margarete Strauss geht es um die Frage, wie der Mensch mit der Vorsehung zusammenarbeitet.
27.05.2023, 14 Uhr
Meldung
„Das war die Vorsehung!“ Aber was genau ist das eigentlich? Dieser Frage widmet sich Theologin Margarete Strauss in der 55. Folge des Katechismuspodcasts.
26.05.2023, 14 Uhr
Meldung
In der 54. Folge des Katechismuspodcasts geht es mit Theologin Margarete Strauss um die Schöpfungstätigkeit Gottes.
25.05.2023, 18 Uhr
Meldung
Wegen Überfüllung geschlossen: 16000 Pilger aus 28 Ländern wandern am kommenden Wochenende zu Fuß von Paris nach Chartres.
28.05.2023, 13 Uhr
Franziska Harter