Washington

Trumps Außenpolitik: Verrückte Welt, aber wir kriegen das hin

Mit seiner Außenpolitik verfolgte US-Präsident Donald Trump von Anfang an zwei Linien: Das Verhältnis zu den Pazifikanrainern klären und den Islam eindämmen. War er damit erfolgreich?
Netanjahu und Trump
Foto: Imago Images | Die Tagespost zieht Bilanz zur Außenpolitik von US-Präsident Donald Trump, hier zusammen mit dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu.

Die amerikanische Kriegsmarine kennt einen mittlerweile legendären Funkdialog, der zusammengefasst etwa so ablief: Sie befinden sich auf Kollisionskurs, funkt ein kanadischer Seemann dem Kapitän eines amerikanischen Flugzeugträgers. Antwort: Dann weichen Sie aus! – Gegenspruch: Nein, Sie weichen aus! – Antwort: Es ist besser, Sie geben klein bei und ändern den Kurs. – Gegenspruch: Kommt nicht infrage. Sie müssen den Kurs ändern. – Antwort: Hier spricht der Kapitän der USS Roosevelt, Flugzeugträger der amerikanischen Kriegsmarine mit sieben Begleitschiffen und einer Tonnenverdrängung und Feuerkraft, die Sie sich vermutlich nicht vorstellen können. Es ist besser, Sie weichen aus. – Gegenspruch: Hier ist der Leuchtturmwärter von Cap X, gute Fahrt.“

Der US-Flottenverband änderte den Kurs. Der kurze Dialog aber illustriert, dass militärische Stärke und politische Großmannssucht ihre Grenzen haben. Es ist, so könnte man sagen, die Natur. Oder mit Blick in die Geopolitik und den Worten Bismarcks: Die einzige Konstante der Außenpolitik ist die Geographie. Das galt und gilt auch für Donald Trump. Auch unter diesem US-Präsidenten ist die globale Seemacht Amerika diesem Gesetz gefolgt. Die Welt befindet sich machtpolitisch heute im pazifischen Zeitalter. Unter Reagan kam vor vierzig Jahren die Diskussion über die pazifische Option Amerikas als außenpolitische Priorität hoch. Clinton und Bush hielten noch ein Gleichgewicht zwischen Atlantik und Pazifik, zwischen Japan, China und den Philippinen auf der einen und Europa, Russland und Afrika auf der anderen Seite. Obama ließ es treiben, er setzte auf den Islam und Nahost, erreichte aber nichts.

Von Anfang an zwei Linien verfolgt

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Trump verfolgte von Anfang an zwei Linien: Das Verhältnis zu den Pazifikanrainern klären und den Islam eindämmen. Es sind globale Ziele. Sie sind verwoben mit Energiefragen, Handelsströmen und Sicherheit. Daher seine Drohungen mit Zöllen und sein Poltern gegen Energielieferanten wie Russland.

Energieautonomie und Sicherheit sind die Voraussetzungen für Freiheit. Daran kommt kein Präsident Amerikas vorbei. Europa liefert weder das eine noch das andere, im Gegenteil, Amerika liefert den Europäern Sicherheit nahezu zum Nulltarif und erlaubt ihnen damit Handel und Wohlstand. Trumps Verachtung für die sicherheitspolitische Hängemattenmentalität der Deutschen und anderer Europäer ist echt. Aus ihr resultiert auch das halbwegs respektvolle Verhältnis mit Frankreich, das auch unter Macron sehr viel mehr in Sicherheit investiert als die anderen Europäer. Natürlich spielt auch Stärke eine Rolle. Das Schwert ist die Achse der Welt, meinte de Gaulle. Amerikas Armee ist die stärkste auf dem Globus, aber sie kann auch nicht überall präsent sein. In Europa sucht Trump Willkommensplätze für sie, ansonsten will er die boys heimholen. Entscheidend für die Zukunft ist die Technologie, nicht die Mannstärke. Hier ist Amerika im intensiven Austausch mit Israel, das eine der technologisch am weitesten entwickelten Armeen der Welt hat. Das haben die arabischen Staaten erkannt, was ein Grund für die Allianz mit Israel und Amerika ist. Der Hauptgrund bleibt freilich die aggressive Außen- und Terrorpolitik des Iran.

Politik der Stärke gegenüber Peking

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Eine Politik der Stärke – beim Handel, in der IT-Technologie und bei Energiefragen – zeigt Trump gegenüber Peking. China ist die Sowjetunion des 21. Jahrhunderts. Langsam fällt die Maske des chinesischen Gutmenschen. Gelegentlich zieht Peking sie wieder an, indem es Klimaneutralität bis 2035 verkündet und damit vor allem die Deutschen und andere Europäer verzückt. Es gehört zu Trumps Verdiensten, dass er die ideologischen und wirtschaftlichen Weltherrschaftspläne des kommunistischen Regimes offenkundig gemacht hat. Das zweite Verdienst ist der israelisch-arabische Ausgleich und die Eindämmung Irans und des islamischen Terrorismus.

Den Verdiensten stehen manche Pleiten und Flops gegenüber. Stichworte wären Nordkorea (zwei große Showveranstaltungen) und die Türkei (Telefonate unter Narzissten). Dass er die Kurden in Syrien und im Irak hat fallenlassen, kann man nur als Verrat bezeichnen. Auch Kontakte mit anderen Staatschefs verliefen nicht immer glücklich. Beim Gespräch mit dem australischen Premier hängte er verärgert ein, es soll ziemlich laut gewesen sein. Den mexikanischen Amtskollegen beschimpfte er, weil der „seinen Job nicht erledigt“ habe, die Europäer Hollande und Merkel fanden sich auch plötzlich inmitten der verbalen Tischfeuerwerke im Oval Office des Weißen Hauses. Das wird in den Medien dann tagelang beklagt und arrogant verurteilt. Ab und zu beruhigt er dann die aufgeregte Öffentlichkeit: „Die Welt ist durcheinander, aber das kriegen wir wieder hin, ok? Es ist meine Spezialität, das zu reparieren, was nicht mehr rund läuft.“

Trumps verbale Abrissbirne

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All das klingt nicht sehr diplomatisch, und Trumps verbale Abrissbirne muss dann gelegentlich auch von den Profis der Diplomatie in der Administration ins Leere gelenkt werden. Aber unter dem Strich bleibt: Mit Trump kehrte Amerika auf die internationale Bühne zurück, in Peking und Teheran fielen Masken und die Fratzen des ideologischen und religiösen Totalitarismus wurden erkennbar. Das müssten jetzt nur noch die Europäer erkennen, statt einen unsinnigen Kollisionskurs mit Amerika beizubehalten.

 

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