Der Überfall Putins auf die Ukraine ist ein Weckruf für ganz Europa. Nur dank europäischer (und amerikanischer) Solidarität kann die Ukraine dem übermächtigen Aggressor standhalten, ja ihn zurückdrängen. Nur dank ukrainischer Tapferkeit trägt diese westliche Solidarität auch Früchte. Wer den Überlebenskampf der Ukrainer beobachtet, kann erkennen, dass Europa eine Schicksalsgemeinschaft ist: Nur in opferbereiter Solidarität können die Völker und Staaten Europas ihr Lebensmodell verteidigen und bewahren. Dieses Lebensmodell beruht auf der Freiheit und Würde der Person sowie auf dem daraus folgenden rechtsstaatlichen Prinzip.
Es braucht eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik
Unser europäisches Lebensmodell ist in einer gefährlicher gewordenen Welt vielfach herausgefordert: Nicht nur Russland und Teile der islamischen Welt, auch die aufstrebende Weltmacht China vertritt eine gegenteilige Auffassungen von Mensch, Gesellschaft, Staat und Recht. Wir brauchen, um Churchill zu zitieren, so etwas wie die Vereinigten Staaten von Europa, damit wir Europäer nicht unter die Räder der chinesischen Variante von Globalisierung geraten, damit Europa nicht zu einer Kolonie Russlands wird und damit unsere Lebensform nicht zerstört wird.
Die Tragödie der Ukraine hat vielen Menschen die Augen für die Bedrohungen unserer Freiheit und die Notwendigkeit gemeinschaftlichen Handelns geöffnet. Wenn unsere Enkel einst noch die Früchte der europäischen Zivilisation genießen sollen, müssen sich die Staaten Europas jetzt zu einer gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik aufraffen, die diesen Namen verdient.
Die EU hat viel Prestige verspielt, weil sie für ideologische Agenden missbraucht wird und sich paternalistisch in allzu vieles einmischt. Ihre Aufgabe ist nicht, die Gesellschaften Europas pädagogisch umzuerziehen, sondern ihre Freiheit zu schützen und ihre Lebensform zu bewahren
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