"Das ist die sogenannte Arabische Welt?“ fauchte ein enger politischer Berater des palästinensischen Präsidenten. Jeder Araber, der nun zum Felsendom und zur Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem pilgere, werde fortan mit „den Schuhen und der Spucke“ der Palästinenser empfangen. Dass die arabischen Staaten das angekündigte Friedensabkommen zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten nicht verurteilen, sei „beschämend“ und es zeige, „dass wir es mit einer Verschwörung mit vielen Teilnehmern zu tun haben“.
Normalisierung der diplomatischen und ökonomischen Beziehungen
Seit 2002 galt in der Arabischen Liga ein Konsens, der durch die von Saudi Arabien vorgelegte Friedensinitiative begründet wurde: Es könne nur zu einer Normalisierung zwischen Israel und den arabischen Ländern kommen, wenn Israel sich zuvor aus den sogenannten besetzten Gebieten der Palästinenser zurückziehe. Das zwischen dem US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump, dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu und Muhammad bin Zayid Al Nahyan, dem Kronprinzen von Abu Dhabi, vereinbarte Abkommen ist im Endeffekt eine Abkopplung des israelisch-arabischen Konfliktes vom israelisch-palästinensischen – der auch von anderen Staaten wie Bahrain und Oman öffentlich begrüßt wurde.
Die angestrebte Normalisierung der diplomatischen und ökonomischen Beziehungen zwischen Israel und den Vereinten Arabischen Emiraten ist der Beginn einer geopolitischen Neuordnung des Nahen Osten. Anders als in den Friedensabkommen zwischen Ägypten sowie Jordanien mit Israel ist dies kein Schlussstrich unter mehrere blutige Kriege – denn die Vereinten Arabischen Emiraten haben nie einen Krieg gegen Israel geführt –, sondern ein Blick in die Zukunft. Bereits mehrere Jahre kooperieren Israel und mehrere Golfstaaten im Geheimen im Kampf gegen den Iran.
Deutliches Zeichen nach Teheran
Mit der offiziellen Aufnahme diplomatischer Beziehungen senden nun die Vereinten Arabischen Emirate ein deutliches Zeichen nach Teheran. Der iranische Präsident Hassan Rohani verdeutlichte diese Frontlinie auch direkt in seiner Reaktion darauf: „Sie sollten besser auf der Hut sein. Sie haben einen großen Fehler begangen, eine verräterische Handlung.“ Doch der Nahe Osten verändert sich. Bereits am vergangenen Montag telefonierten der israelische und der omanische Außenminister, sie wollen „den Normalisierungsprozess im Nahen Osten fördern“.
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