Es sind Aussagen wie diese, die Russlands Diktator Wladimir Putin am liebsten hört: Denn am vergangenen Freitag traf der international weitgehend isolierte Kreml-Chef mit Senegals Präsident Macky Sall zu Gesprächen im russischen Sotchi zusammen - und Sall, der nicht nur als senegalesisches Staatsoberhaupt, sondern auch als Präsident der Afrikanischen Union dem russischen Gewaltherrscher seine Aufwartung machte, wusste genau, was sein Gegenüber hören wollte.
Hungerängste werden geschürt
Der Gesprächsbedarf von Putins Gast war groß: Schließlich blockiert Russland aufgrund des Krieges gegen die Ukraine die Ausfuhr des für Afrika so wichtigen ukrainischen Weizens und sorgt damit gerade in den ärmsten Ländern für Nahrungsmittelknappheit. Dass so nebenbei auf einem ganzen Kontinent durchaus berechtigte Hungerängste geschürt werden, nimmt der Kreml-Despot billigend in Kauf - der Tschad musste bereits den Nahrungsmittelnotstand ausrufen.
Anstatt die Dinge beim Namen zu nennen, entschied sich der senegalesische Präsident dafür, seinen Gastgeber, den russischen Bären, nicht zu sehr zu reizen: „Wir reisen von hier sehr beruhigt und glücklich über unseren Austausch ab", betonte Sall bei der gemeinsamen Pressekonferenz am Freitag. Er habe den Eindruck, dass Putin – den er als seinen „lieben Freund Wladimir" bezeichnete – „engagiert" und „im Klaren darüber" sei, dass „die Krise wirtschaftlich schwachen Ländern wie denen in Afrika ernsthafte Probleme bereitet".
Putins schrecklichste Waffen: Hunger und Entbehrung
Doch damit nicht genug ging Macky Sall noch einen Schritt auf der nach unten offenen Selbstdemütigungsskala weiter – und behauptete, dass es nicht in erster Linie Putins Seeblockade im Schwarzen Meer sei, die Afrika in Angst und Schrecken versetzten, sondern die westlichen Sanktionen gegen Russland dazu geführt hätten, dass die Ausfuhr von ukrainischem Weizen erschwert worden sei. Lautstark forderte er daher die Aufhebung der Ausfuhrbeschränkungen für russischen Weizen und Düngemittel – und spielte damit dem russischen Kriegsherrn in die Hände, der sich prompt revanchierte und Weizenlieferungen nach Afrika ankündigte.
Es mag einige Gründe für afrikanische Politiker wie Sall geben, öffentlich gute Miene zu Putins Untaten und Propagandalügen zu machen. Umso wichtiger ist es jedoch gerade für westliche Politiker, bezüglich Putins Hungerkrieg die Dinge beim Namen zu nennen: Als „Erpressung“ und „Export von Hunger und Leid“ bezeichnete beispielsweise US-Außenminister Antony Blinken Russlands menschenverachtendes Vorgehen gegen die Ukraine und die besonders armen Staaten dieser Erde – und der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell fügt hinzu: „Russische Truppen bombardieren ukrainische Felder, verhindern die Aussaat, plündern Lebensmittelvorräte, blockieren ukrainische Häfen und erhöhen so die Preise für Lebensmittel und Düngemittel“.
Außenministerin Annalena Baerbock wird gar noch deutlicher: „Russland führt seinen brutalen Krieg nicht nur mit Panzern, Raketen und Bomben. Russland führt diesen Krieg mit einer anderen schrecklichen und leiseren Waffe: Hunger und Entbehrung." In einer Welt, in der die Wahrheit sich immer weniger Gehör zu schaffen vermag, ist es immer notwendiger, dass diese ausgesprochen wird: Nicht nur für die Menschen in der Ukraine, sondern letztendlich für die ganze Welt.
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