Wir dürfen die Augen nicht verschließen. Auch jene nicht, die meinen, dass die Aufnahme von Flüchtlingen nicht unbegrenzt sein kann. Auch jene nicht, die fürchten, dass ein absolutes Recht auf Mobilität von Menschen den sozialen Zusammenhalt in Europa unterminieren kann. Auch jene nicht, die meinen, dass die europäischen Eliten in den letzten Jahrzehnten die Auswirkungen des Migrationsphänomens auf die schwächeren sozialen Schichten unserer Bevölkerung unterschätzt haben. Auch sie müssen angesichts von Folter Abscheu empfinden. Sie können sich der Frage: „Wollen wir das wirklich?“ nicht entziehen. Sie können nicht so tun als verstünden sie nicht, dass sie, wenn sie die westliche Zivilisation wirklich verteidigen wollen, nicht stillschweigend akzeptieren können, dass die Werte, auf denen diese Zivilisation beruht, jeden Tag für Millionen von Menschen mit Füßen getreten werden.
Die Rückkehr des maltesischen Erzbischofs Charles Scicluna in den Vatikan als Beigeordneter Sekretär der Kongregation für die Glaubenslehre ist eine starke Botschaft des Papstes im Hinblick auf die im Februar geplante Versammlung der 127 Vorsitzenden der Bischofskonferenzen auf der ganzen Welt, um eine gemeinsame Antwort auf den Skandal des sexuellen Missbrauchs und seiner Vertuschung zu finden. Als Experte auf diesem Gebiet wird Sciclunas erste große Aufgabe darin bestehen, dafür zu sorgen, dass aus dieser Synode eine entschlossene und glaubwürdige Antwort aller Episkopate hervorgeht. Viele von ihnen widmen ihre Vollversammlungen in diesen Wochen der Bekämpfung einer Geißel, die für die Welt und auch für die Gläubigen einen Skandal darstellt und die gute Arbeit vieler Menschen in der Kirche verdunkelt. Natürlich kann keine Institution jemals völlig frei von Missbrauch sein, aber die Pflicht der Kirche ist es, alles Menschenmögliche zu tun, um ihm vorzubeugen und sich um die Opfer zu kümmern, wie das Evangelium es verlangt. Leider muss man zugeben, dass dies nicht immer der Fall gewesen ist.
Es ist nicht sehr weit hergeholt, sich einen älteren Einwohner von Sydney vorzustellen, der in einer Immobilie lebt, die auf dem gegenwärtigen Markt einen Millionenwert hat, während seine Kinder hart zu kämpfen haben, um sich auch nur eine Anzahlung für ein eigenes Haus zusammenzusparen, und der daher unter Druck gesetzt wird, die Euthanasie zu verlangen. Eine subtile Form der Einflussnahme kann über Monate oder sogar Jahre hinweg stattfinden, so dass die betroffene Person am Ende davon überzeugt ist, den Freitod aus eigener Entscheidung gewählt zu haben. Die schleichende Natur einer solchen Einflussnahme würde es für andere nahezu unmöglich machen, sie zu erkennen. Darum ist das beständige Drängen auf eine Legalisierung von Euthanasie und Sterbehilfe so gefährlich, denn kein Gesetz kann ... vor dieser Art von Einflussnahme schützen. Es ist sehr gut, dass ein Richter aus Queensland als erster weltweit die Gefahr einer solchen Einflussnahme rechtlich anerkannt hat. Hoffentlich hören unsere Politiker auf ihn.
Betrachten wir Venedig. Es ist voll mit wunderbaren Palästen und enthält den großartigsten Innenraum der Welt: das goldene Gewölbe der Markuskirche, das mit Mosaiken übersät ist und in einem überirdischen Licht erstrahlt.
Aber nicht das zieht den Besucher am meisten in den Bann. Noch wunderbarer als die Markuskirche, noch entzückender als die Kirche Santa Maria dei Miracoli, noch bewegender als der Dogenpalast sind die Eingänge einfacher Wohnhäuser an den Kanälen, die Marmorbrücken, die sie überspannen, die zahllosen Schreine und Nischen in den Wänden, das überwältigende Gefühl einer sorgfältig geschaffenen, aber mühelos wirkenden ästhetischen Ordnung, an der alle Bewohner über Jahrhunderte hinweg mitgewirkt haben, um ihre Stadt [...] zum großartigsten öffentlichen Raum zu machen, der je geschaffen wurde. […] Wenn wir heute Siedlungen bauen wollen, sollten wir von Venedig lernen. Wir sollten immer mit einem Weiheakt beginnen, denn dadurch schaffen wir die wahren Wurzeln einer Gemeinschaft.