Der Wettkampf um den CDU-Vorsitz und damit auch um den Kanzlerkandidaten der Union ist vorerst gestoppt. Der für Ende April geplante Parteitag ist wegen des Corona-Virus abgesagt worden. Eine richtige Entscheidung. In Zeiten der Krise muss die Priorität der Politiker woanders liegen: erst das Land, dann die Partei. Gleichwohl ist das Krisenmanagement eine Bewährungsprobe, die auch das Profil potenzieller Kanzler-Kandidaten schärfen kann. Das Duo Armin Laschet und Jens Spahn steht quasi automatisch schon qua Amt im besonderen Fokus der Öffentlichkeit: der Eine als Ministerpräsident des größten Bundeslandes, der Andere als zuständiger Bundesgesundheitsminister.
Klarheit, die bei den Bürgern zu Vertrauen führt
Es sticht aber im Moment vor allem einer hervor, der zwar auch bisher für viele Christdemokraten der "Kanzlerkandidat der Herzen" war - das hatte schon sein Auftritt beim letzten CDU-Parteitag gezeigt - , der sich aber selbst auffällig zurückhielt, wenn es darum ging, Bewerbungen auszusprechen: der bayerische Ministerpräsident Markus Söder. Der Franke tritt souverän auf und versteht vor allem die Entscheidungen seiner Regierung so zu erklären, dass der Bürger versteht, warum welche Maßnahmen getroffen werden. Gerade diese Klarheit, die bei den Bürgern zu Vertrauen führt, hebt ihn von der Bundeskanzlerin ab. Angela Merkel hat immer noch nicht in den richtigen Krisenmodus gefunden, die klare Ansage fällt ihr immer noch schwer. Einen Vergleich für Söder findet man in der Nachbarschaft: Sebastian Kurz demonstriert in Österreich noch stärker, wie wichtig politische Führung in der Krise ist und wie man der Bevölkerung zeigt, dass der Regierungschef auch tatsächlich führt.
Ist Markus Söder auf dem Weg, ein deutscher Kurz zu werden? Das CSU-Ergebnis bei den Kommunalwahlen in Bayern war ordentlich, der Abwärtstrend ist gestoppt. Und es fiel eine interessante Bemerkung Söders: Wer Kanzlerkandidat werden wolle, der müsse die Kommunalwahlen in seinem Bundesland schon gewinnen. Laschet steht dies noch bevor. Vielleicht ein Signal, dass sich Söder doch eine Zukunft in Berlin vorstellen kann.
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