Menschen, die Träger des Down-Syndroms sind, besitzen 47 anstelle der üblichen 46 Chromosomen. Der Grund: Das 21. Chromosom liegt bei ihnen dreifach statt zweifach vor. Die Medizin spricht auch von Trisomie 21. Die Auswirkungen dieser Chromosomenanomalie sind – verglichen mit anderen – moderat. Menschen mit Trisomie 21 können, obwohl mit ihr körperliche und geistige Beeinträchtigungen einhergehen, ein glückliches und erfülltes Lebens führen. Doch nur Wenigen ist das vergönnt. In Deutschland ist das Down-Syndrom für mehr als 90 Prozent der Kinder, bei denen es diagnostiziert wird, ein Todesurteil. Weltweit werden mehr als 80 Prozent der Kinder, bei denen Ärzte eine Trisomie 21 vermuten, abgetrieben. Weil die Anomalie meist erst spät erkannt wird, wird die Mehrzahl dieser Kinder in einem Alter abgetrieben, in dem sie außerhalb des Mutterleibes überlebensfähig wären. Das soll anders werden. Denn die Firma LifeCodexx AG, mit Sitz am Bodensee, will noch in diesem Jahr einen vom Bundesforschungsministerium geförderten neuen Bluttest auf den Markt bringen, mit dem das Down-Syndrom früher und zuverlässiger diagnostiziert werden kann.
Eigentlich ist das unfassbar: Ausgerechnet in einem Land, dessen Regime zwischen 1940-1944 im Rahmen der „Aktion T4“ mehr als 70 000 Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen ermordet ließ, entwickelt rund 70 Jahre später ein Unternehmen mit staatlicher Unterstützung einen Bluttest, der solche Menschen schon im Mutterleib ausfindig machen soll. Stimmen, die meinen, das eine sei doch mit dem anderen nicht zu vergleichen, können aufatmen: Es gibt tatsächlich eine Reihe von Unterschieden. So wurden diesmal zum Beispiel noch keine Berechnungen gefunden, aus denen hervorginge, wie viel Geld der Staat durch die vorgeburtliche Tötung von Menschen mit Trisomie 21 einsparen kann. Und selbstverständlich macht es einen Unterschied, ob die Tötung von Menschen vom Staat angeordnet oder aber seinen Bürgern anheim gestellt wird. Nur nicht für die Betroffenen.