Nah am Menschen, weltoffen und patriotisch, mutig für das Leben – so war das Wirken von Johannes Paul II., dem unvergessenen Papst aus Polen. Genauso klar agieren auch die polnischen Bischöfe des Jahres 2018, wenn sie sich hinter eine zivilgesellschaftliche Initiative stellen, die auf ein gesetzliches Verbot der sogenannten „eugenischen Abtreibung“ drängt – mit realistischen Chancen. Immerhin hat das polnische Parlament den Gesetzentwurf „Stop aborcji“ nicht wie im Jahr 2016 abgelehnt, sondern zur Prüfung an die Gremien geleitet. Tausende von ungeborenen Kindern, deren vorgeburtlich-tödliches Schicksal aufgrund von diagnostizierten Deformationen nach der bisherigen Rechtsprechung besiegelt wäre, könnten zukünftig gerettet werden – so die nationalkonservative Regierung nicht im letzten Moment wieder der Mut verlässt.
Dass es Kritik an der Initiative und den Bischöfen geben würde, war abzusehen. Die von Johannes Paul II. erkannte „Kultur des Todes“ ist schließlich keine Fata Morgana. Eine liberale Gesetzesinitiative für mehr Abtreibungsrechte wurde zeitgleich und erfolglos von Feministinnen (siehe Seite 30) lanciert. Dazu wird auch in Polen von bestimmten Kreisen gern das absurde Schreckensbild einer frauenfeindlichen Kirche entworfen, um sowohl das Evangelium wie auch die Mission zu diskreditieren. Doch die Hirten wissen, dass es nicht darum geht, Politik zu machen, sondern allein darum, den Auftrag Jesu gegen jeden Widerstand, menschlich wie teuflisch, zu verteidigen. Jesus Christus („Lasset die Kinder zu mir kommen“) ist nun mal der Lebensschützer Nummer eins. Nur seine unveränderlichen Worte können Richtschnur sein für kirchliches Handeln inklusive Lebensschutz.
Die Bischöfe dürfen es gelassen zur Kenntnis nehmen, sollte es – wie im Zuge der Flüchtlingskrise leider auch im Ausland geschehen – wieder mal Versuche geben, ihnen eine „unheilige Allianz“ mit den politisch Mächtigen anzudichten, sprich: sie nach „rechts“ zu rücken. Die Lebensschutz-Initiative, die von 830 000 Bürgern unterschrieben worden ist, kommt aus der Mitte der polnischen Gesellschaft. Der bischöfliche Standpunkt mitten aus dem katholischen Glauben.