Für Schlagzeilen ist Jacob Rees-Mogg immer gut. Als der Politiker der konservativen Partei, der Torys, dem gute Chancen eingeräumt werden, Nachfolger von Theresa May zu werden, bei einem BBC-Fernsehinterview zu seinen religiösen Überzeugungen befragt wurde, schlug das hohe Wellen. Denn der Multimillionär und Vater von sechs Kindern ist das, was man im Volksmund als „streng katholisch“ bezeichnet. In der Tat nimmt Rees-Mogg traditionelle katholische Standpunkte ein, die im heutigen Königreich mehr als delikat erscheinen. So ist er beispielsweise ein Gegner von Abtreibung, Euthanasie und gleichgeschlechtlicher „Ehe“ und besucht mit seiner Familie – horrible dictu – den klassischen römischen Ritus der Kirche (O-Ton: „Gitarren sollten [in der Messe] verboten werden“).
In politischer Hinsicht ist er ein „harter Brexiter“, der seine Haltung zum EU-Ausstieg ohne Einigung konsequent vertritt. Seine Positionen werden von der Gegenseite wahlweise als „reaktionär“, „traditionalistisch“, „nationalistisch“ oder auch als „rechtspopulistisch“ bezeichnet.
Außerdem trug ihm sein stets korrektes Auftreten in maßgeschneiderten Anzügen den Spitznamen „The Honourable Member for the 19th Century“ ein.
Wer ist Jacob Rees-Mogg, der glühende Euro- und Klimaskeptiker sowie Monarchist, der besonders auch unter jungen Briten viele Anhänger hat? Als jüngster Sohn des ehemaligen Herausgebers der „Times“ und früheren Mitgliedes des House of Lords, des Barons William Rees-Mogg, wuchs der 1969 Geborene standesgemäß auf und besuchte Colleges im Eton und Oxford. Seine Nanny, die er als prägend für seine Persönlichkeit bezeichnet, betreut nun seine eigenen Kinder. Nach dem Abschluss in Oxford arbeitet er seit 1991 als Vermögensverwalter in der City of London, dem Finanzviertel der Hauptstadt.
Als er 1997 die politische Bühne betrat, kandidierte er zunächst erfolglos im schottischen Fife, dann in Shrop- shire. 2010 gelang ihm der Sprung in das House of Commons. Rees-Mogg ist Mitglied der „Cornerstone Group“, einer sozial-konservativen oder traditionell konservativen politischen Gruppierung innerhalb der Konservativen Partei, deren Motto „Faith, Flag and Family“ (Glaube, Flagge und Familie) ist, und der mehr als 50 Parlamentsmitglieder angehören.
Wenn sich der katholische und fließend Latein sprechende „Backbencher“ (Hinterbänkler), der im britischen Parlament bisher keine Funktionen innehatte, als nächster Premierminister gegen Boris Johnson durchsetzen sollte, wäre das nicht nur ein Novum, sondern auch eine kleine Sensation.