Der „Rione Regola“ gehört zu den ältesten Stadtteilen von Rom. Hier siedelte in der Antike die jüdische Gemeinde, und eine Kirche erinnert bis heute an den Ort, an dem der heilige Paulus als Gefangener gelebt und gepredigt haben soll. Unweit davon gründete der heilige Philipp Neri im 16. Jahrhundert ein Hospiz mit einer dazugehörigen Kirche, die der Heiligsten Dreifaltigkeit geweiht ist. Seit 2008 ist sie Personalpfarrei für die Gläubigen, die die Eucharistie in der außerordentlichen Form des römischen Ritus feiern. Eine Seitenkapelle der Kirche ist dem heiligen Giovanni Battista de Rossi geweiht – nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen christlichen Archäologen –, der hier bestattet war, bevor seine Reliquien im Jahr 1965 in eine nach ihm benannte neu errichtete Kirche außerhalb der antiken Stadtmauern überführt wurden.
Giovanni Battista de Rossi wurde am 22. Februar 1698 in dem piemontesischen Dorf Voltaggio bei Alessandria geboren. Seine vielköpfige Familie war arm, aber begüterte Wohltäter ermöglichten dem Jungen, der sich sowohl durch seine Intelligenz als auch durch seinen sanftmütigen Charakter auszeichnete, den Schulbesuch in der Nähe von Genua. Als sein Vater starb, sandten sie den inzwischen 13-Jährigen nach Rom, wo er ein von Jesuiten geführtes Gymnasium besuchte. In dieser Zeit hatte er erste epileptische Anfälle; die Krankheit sollte ihn sein ganzes Leben hindurch begleiten.
Vorgezogene Priesterweihe
Vom Gymnasium wechselte Giovanni Battista schon bald auf das „Collegio Romano“, das römische Priesterseminar, um der Berufung zu folgen, die er seit seiner Kindheit verspürte. Als Seminarist zeigte er nicht nur hervorragende Leistungen im Studium, sondern widmete sich schon früh auch dem Jugendapostolat in den römischen Gemeinden. Dabei trat er immer sehr zurückhaltend auf, beanspruchte trotz seiner großen Fähigkeiten keine Führungspositionen, sondern stellte sich auf eine Stufe mit den Jugendlichen, was ihn unter diesen außerordentlich beliebt machte. Als er mit knapp 23 Jahren das Studium mit Bestnoten vorzeitig beendete, erteilte Papst Clemens XI. ihm die Dispens für eine vorgezogene Priesterweihe, die er am 8. März 1721 in der römischen Kirche „Sant'Ignazio“ empfing. In Anwesenheit zahlreicher junger Menschen aus seinem Apostolat feierte Giovanni Battista seine erste Messe in derselben Kirche am Altar des heiligen Aloisius von Gonzaga, den er sehr verehrte und der später zum Schutzpatron der christlichen Jugend erklärt wurde.
Nach der Weihe wurde er Pfarrer der Kirche „Santa Maria in Cosmedin“ und führte daneben sein bereits begonnenes Apostolat weiter und baute es aus: Er widmete sich nicht nur den Jugendlichen, lehrte den Katechismus und predigte in den römischen Kirchen, sondern kümmerte sich auch um die Armen und Kranken der Stadt, die er häufig zuhause aufsuchte, um ihnen geistlichen Beistand, aber auch materielle Hilfen zu bringen. Er vergaß nie seine Herkunft aus einer armen Familie, sondern versuchte auch als Priester immer, einfach und bescheiden zu leben. Erst spät, mit 40 Jahren, erhielt er die Erlaubnis, die Beichte abzunehmen, widmete sich dann aber auch dieser Aufgabe mit großer Hingabe und verbrachte viele Stunden im Beichtstuhl.
Weiterbildung für Kleriker
Besondere Aufmerksamkeit widmete Giovanni Battista de Rossi seinen Mitpriestern. In dieser Zeit, dem frühen 18. Jahrhundert, war es um die Bildung vieler Geistlicher im weltlichen wie im theologischen Bereich nicht sehr gut bestellt. Eingedenk des guten Schulbesuchs und der profunden theologischen Ausbildung, die er selbst genießen durfte, gründete Giovanni Battista eine Bruderschaft für Weltpriester, um diesen die Weiterbildung zu ermöglichen und ein Netzwerk zur gegenseitigen Unterstützung zu schaffen.
Die großen Anstrengungen, die sein umfangreiches Apostolat ihm abverlangten, zehrten im Laufe der Jahre an seinen Kräften. Die epileptischen Anfälle, unter denen er litt, wurden häufiger; dann kam ein Augenleiden hinzu. Schließlich wurde Giovanni Battista de Rossi in das Hospiz des heiligen Philipp Neri eingeliefert, wo er am 23. Mai 1764 im Alter von 66 Jahren starb. Er wurde 1860 von Pius IX. selig- und 1881 von Leo XIII. heiliggesprochen.
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