Die Kornkammer Europas ist durch den Krieg bedroht. In der Ukraine und in den Flüchtlingsregionen sind Menschen auf Not- und Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Die Menschen in den Ländern des Globalen Südens werden durch die gravierenden Engpässe auf dem Weltmarkt und explodierende Nahrungsmittelpreise davon sehr schnell betroffen werden.
Der Hunger droht, sich weltweit zu verstärken
Der Grund: Russland und die Ukraine gehören zu den weltweit größten Getreide-Exporteuren. Die mit dem Krieg in der Ukraine und den Sanktionen gegenüber Russland einhergehende Beeinträchtigung des Welthandels treffen vor allem Länder im Nahen Osten und Afrika. Putins Krieg bedroht damit das Menschenrecht auf angemessene Ernährung für Millionen Menschen in fahrlässiger Weise.
Die globalen Nahrungsmittelpreise waren schon vor dem Ausbruch des Krieges auf Rekordkurs. Die Corona-Pandemie, Wetterextreme und Ernteausfälle aufgrund des Klimawandels sowie hohe Preise für Energie, Düngemittel und Transport haben die Ernährungslage verschärft. Die Zahl der hungernden Menschen erhöhte sich auf weltweit bis zu 811 Millionen Menschen. Weitere Preisanstiege werden den Hunger weltweit erheblich verstärken.
Betroffene Länder müssen sofort reagieren – sie können Importe aus anderen Ländern erhöhen, die Importkosten durch Verzicht auf Zölle senken und im Notfall Nahrungsmittel subventionieren. Ob solche Maßnahmen reichen werden, um Unterernährung und Hunger zu vermeiden, ist derzeit noch zu unsicher. Daher gilt es auch für die Industrienationen, nicht nur in der Kriegsregion die humanitäre Lage zu adressieren, sondern auch die globalen Folgen abzumildern. Länder wie Deutschland sind gefordert, ihre Unterstützung für Hungerbekämpfung sofort auszubauen. Es gilt, ähnlich wie im Energiesektor innerhalb der Landwirtschaft in ernährungsunsichere Regionen zu investieren, um Abhängigkeiten langfristig zu reduzieren.
Die Autorin ist Präsidentin der Deutschen Welthungerhilfe e.V.
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