„Was für ein Vertrauen“ lautet das Motto des 37. Deutschen Evangelischen Kirchentages, der vom 19. bis 23. Juni in Dortmund stattfindet. 100 000 Teilnehmer werden erwartet. Seit Monaten wird kontrovers über das Protestantentreffen diskutiert – weniger über das Motto oder die Inhalte, als vielmehr über den Beschluss des Kirchentagspräsidiums, keine AfD-Politiker bei Podien oder Diskussionsveranstaltungen zuzulassen.
Pünktlich zum Kirchentag haben sich die AfD-Landtagsfraktionen von Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen mit einem 49-seitigen Papier zu Wort gemeldet. Darin werfen sie der evangelischen Kirche einen Pakt mit dem „linksgrünen Zeitgeist“ vor. Die evangelische Kirche zeige sich „mehr und mehr als politische Organisation“, vor allem in Gestalt ihrer führenden Vertreter, heißt es in dem Heft mit dem Titel „Unheilige Allianz – Der Pakt der evangelischen Kirche mit dem Zeitgeist und den Mächtigen“. Besonders deutlich werde das etwa in evangelischen Stellungnahmen zu den Themen Ehe und Familie, den Geschlechterverhältnissen sowie im Umgang mit Migration und „konservativ-patriotischen Positionen“. Letztere würden pauschal als verfassungs- beziehungsweise menschenfeindlich oder rassistisch verunglimpft. Allgemein trage die Kirche durch ihre Positionierung „aufseiten der Parteien des linksgrünen Spektrums (Grüne, Die Linke, SPD)“ zu einer Spaltung der Gesellschaft bei.
Auch wenn die AfD sich an der einen oder anderen Stelle etwas zu sehr als Hüter des christlichen Glaubens zu profilieren versucht, müssen sich der Kirchentag und weite Teile der evangelischen Kirche fragen lassen: Warum schließen sie Amts- und Mandatsträger einer demokratisch gewählten Partei kategorisch aus? Damit tun sie genau das, was sie der AfD so gern vorwerfen, nämlich andere auszugrenzen. Das weckt kein Vertrauen, sondern ist Wahlhilfe für die AfD.
Matthias Pankau ist Chefredakteur der Evangelischen Nachrichtenagentur idea mit Sitz in Wetzlar