80 Prozent. Diese Zahl nannte der US-Gesandte für Glaubensfreiheit, Samuel Brownback, während einer prominent besetzten Veranstaltung an den Vereinten Nationen in New York zum Thema religiöse Verfolgung. 80 Prozent der Weltbevölkerung leben in einer Atmosphäre religiöser Beschränkung. Das heißt, sie befinden sich in einem Land, in dem nicht alle Bürger ihren Glauben frei ausleben dürfen.
Die Zahl der Länder, in denen das der Fall ist, nimmt zu. Besorgniserregend ist vor allem die Entwicklung in der größten Demokratie der Welt, in Indien. Dort dokumentiert die Nicht-Regierungsorganisation ADF India seit längerem Übergriffe auf Christen. Seit Beginn 2019 kam es in Indien jeden Tag zu einem Fall von organisierter Gewalt gegen die christliche Minderheit. Pastoren und Priester werden von einer Gruppe Halbstarker zusammengeschlagen, auf die Polizeiwache gebracht und dort eingesperrt. Vorwurf: Zwangskonvertierung. Indien wählt 2019. Die regierende BJP Partei fürchtet um ihre dominante Position. Die so genannte Hindutva-Ideologie der sich die Partei verschrieben hat, wird stärker in den Vordergrund gestellt: Indien von allem, was un-indisch ist, zu reinigen
Gerade europäische Länder hätten durch Hilfsgelder und Handelsverträge einen gewaltigen Hebel an der Hand, um religiöse Minderheiten in dieser Situation zu schützen. Die indische Regierung trifft sich oft mit den Spitzen der Europäischen Union. Wirtschaftliche Zusammenzuarbeit ist begrüßenswert.
Das Bekenntnis zu den Menschenrechten darf dabei nicht über Bord gehen. Lippenbekenntnisse sind zu wenig. Die EU könnte allein aufgrund ihrer wirtschaftlichen Stärke zu einer Schutzmacht der Verfolgten werden. Allein, der Wille scheint zu fehlen. Da lohnt es, bei der anstehenden EU-Wahl genau hinzusehen und seine Stimme jenen Abgeordneten zu geben, die ihre Stimme verfolgten Christen schenken.
Der Autor ist Direktor für auswärtige Beziehungen bei ADF International.
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