Der Zeigerstand auf August Bebels goldener Taschenuhr: Fünf vor zwölf. Der Tradition nach bekommt jeder neue Parteivorsitzende der Sozialdemokraten diese Uhr des Ur-Sozis. Ein Zeichen der Tradition, vor allem aber auch der Symbolik, die dieses Amt umgibt. Oder besser vielleicht umgab. „Das schönste Amt neben Papst“, sagte Franz Müntefering nach seiner Wahl. Das klang schon 2008 für viele recht vermessen. Aber immerhin stand diese Aussage für ein gewisses sozialdemokratisches Standesgefühl, das sich daraus speiste, in der Geschichte immer auf der richtigen Seite gestanden zu haben: Von Bebel über Otto Wels' Rede gegen das Ermächtigungsgesetz bis hin zu Brandts Kniefall in Warschau.
Berlin
Die SPD versucht die Wende
Die Krise der SPD hat drei Ursachen: Sie hat die Bindung zur Industriearbeiterschaft verloren, versteht die Sorgen ihrer Klientel nicht mehr und es mangelt an Solidarität.