So angeschlagen die englische Monarchie durch die Eskapaden des sexuell umtriebigen Königsbruders und des verbal inkontinenten Auswanderprinzen auch ist – der Besuch von König Charles III. in Deutschland vergangene Woche hat Eindruck hinterlassen. Der formvollendete Auftritt des noch ungekrönten Monarchen und seiner Frau bei Staatsbankett und im Bundestag versetzte den an Merkels Hosenanzüge und Scholzens T-Shirts gewöhnten Deutschen in neidvolles Staunen. Was nun zunächst als vernachlässigbare Äußerlichkeiten abgetan werden kann, offenbart doch ein Kernproblem der modernen Demokratie: den leeren Stuhl des Königs.
Zeitenwende
Die Nation der Platzhalter: Charles III. und die heimlichen deutschen Sehnsüchte
Nicht, dass es auch in Deutschland wieder die Monarchie bräuchte. Aber zeigt sich im Faszinosum des Königtums nicht auch eine Sehnsucht, die hierzulange unerfüllt bleibt?