Unmittelbar nach der Zerschlagung der napoleonischen Armee im Russlandfeldzug von 1812 entstand im Westen der Mythos von der Unbesiegbarkeit Russlands und der unheilbaren Dekadenz des Westens, der nicht mehr über die Kraft zu einer Erneuerung verfüge. Napoleon selbst hat auf Sankt Helena, sicherlich zur eigenen Entlastung, die These von der Unbesiegbarkeit Russlands vertreten. Seine Worte, in zehn Jahren werde Europa entweder republikanisch oder kosakisch sein, waren um die Mitte des 19. Jahrhunderts in aller Munde. Vor allem am Vorabend des 1853 ausgebrochenen Krimkriegs erreichten die im Westen verbreiteten Visionen über den Untergang des Abendlands und Ängste vor einer eventuellen russischen Weltherrschaft einen neuen Höhepunkt.
Die Legende vom dekadenten Westen
Die These von der angeblichen Ohnmacht des Westens hat eine lange Vorgeschichte. Folgt dem Niedergang des Westens nun eine globale Allianz der Autokraten?
