Die Olympischen Spiele in München 1972 begannen als Demonstration einer weltoffenen Demokratie und endeten mit dem Attentat palästinensischer Terroristen auf die israelische Olympiamannschaft im Desaster. Elf israelische Sportler und ein deutscher Polizist starben in München und auf dem Fliegerhorst in Fürstenfeldbruck, nach einem dilettantischen Befreiungsversuch der deutschen Sicherheitskräfte. Das Staatsversagen hatte Langzeitwirkungen. Die olympische Bewegung und die Verantwortlichen in Bayern und Deutschland taten alles, um die Aufklärung, die Anerkennung von Verantwortung und angemessene Linderung der Folgen des Attentates und des deutschen Staatsversagens zu verhindern.
Nun scheint es eine Einigung zu geben
Auf Initiative des bayerischen Ministerpräsidenten Seehofer wurden ab 2014 die Archive geöffnet – bis heute nur unvollständig. Die Schaffung eines Erinnerungsortes im Olympiagelände 2017 geht ebenso auf seine Anregung zurück. Bundespräsident Steinmeier ordnete bei der Eröffnung die historische Verantwortung erstmals ein. Offen blieb auch eine abschließende materielle Regelung zugunsten der Opferfamilien. Die deutsche Seite leistete 1972 und 2002 Zahlungen weit unterhalb der üblichen Summen bei internationalen Terrorakten. Eine diplomatische Lösung, welche die libyschen Drahtzieher des Attentats zur Kasse gebeten hätte, wurde von der Bundesregierung nicht verfolgt.
Kurz vor dem 50. Jahrestag des Attentats scheint es nun – endlich – eine Einigung zu geben. Wie mehrere Medien melden, werden die Angehörigen der Opfer und auch der israelische Staatspräsident Herzog am kommenden Montag zur Gedenkveranstaltung in München und Fürstenfeldbruck kommen. Das ist mehr als ein wichtiges Symbol: Deutschland stellt sich seiner historischen Verantwortung und ermöglicht es damit auch den Angehörigen, mit diesem Kapitel ihren Frieden zu machen – abgeschlossen ist es für sie nie.
Der Autor ist Beauftragter der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus.
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