Das Damoklesschwert schwebt seit vielen Jahren über den Christen im Irak. Der Exodus hat schon vor dem Sturm auf Mosul durch den IS im Jahr 2014 begonnen. Auch wenn es erste Erfolge bei der Rückkehr der Christen in die Ninive-Ebene gibt, bleibt die Situation angespannt. Unsere Glaubensgeschwister bilden eine kleine Minderheit, die im Land kaum noch wahrgenommen wird.
Hoffnung
Der Besuch von Papst Franziskus kann hier Großes bewirken. Der Erzbischof von Erbil, Bashar Warda, sagte uns kürzlich in einem Exklusiv-Interview zum Papstbesuch: „Wir hoffen, dass das Bewusstsein dafür zunimmt, dass wir keine Gäste sind, sondern ursprüngliche Einwohner des Landes.“ Ein internationaler Lichtkegel fällt mit dem Papstbesuch auf diese Minderheit, was den einen oder anderen Politiker – national wie international – in Zugzwang setzen wird, deren Lage zu verbessern.
Sicherheit
Es geht vor allem um Sicherheit. Ohne sie werden sich die Christen, besonders die jüngeren, nicht wohlfühlen im eigenen Land. Sobald sich aber die Sicherheitslage verbessert, ergeben sich Perspektiven. Außerdem: Im gesamten Nahen Osten kommt den Christen schon immer eine Art Vermittlerrolle zwischen den zerstrittenen Gruppen zu. Die Religionen werden für den Friedensprozess immer wichtiger, gerade wenn es auf anderen Ebenen kein Vorankommen gibt. Das geplante Treffen zwischen Franziskus und dem Oberhaupt der Schiiten im Irak,
Hilfe
Großajatollah Ali Al Sistani, verdeutlicht das. „Kirche in Not“ startet in Kürze ein großes Hilfsprogramm für die Zukunft des Iraks. Mit 1,5 Millionen Euro werden in den nächsten vier Jahren Stipendien an 150 Studenten der Katholischen Universität von Erbil vergeben. Ziel des Projektes ist es, die Koexistenz zwischen den Religionen zu fördern und Arbeitsperspektiven für junge Christen zu schaffen. Für viele Iraker ist der Westen nicht das Paradies. Sie möchten in ihrer Heimat bleiben und werden dringend gebraucht. Beten wir für ein Gelingen des Papstbesuchs.
Der Autor ist Geschäftsführer von Kirche in Not Deutschland.
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