Fast zwölf Jahre währte der Ausschluss Syriens aus der Arabischen Liga. Im November 2011 wurde die Mitgliedschaft des Landes suspendiert. Die Isolation Syriens sollte dazu beitragen, die Herrschaft Assads zu erschüttern. Zum Gipfeltreffen der Liga am 19. Mai in Saudi-Arabien wird Bashar al-Assad nun erstmals wieder eingeladen. Die Isolation ist beendet, diplomatische Bande werden wieder geknüpft, Assad ist in der arabischen Welt kein Paria mehr. Das mag makaber finden, wer sich den blutigen Überlebenskampf des syrischen Regimes ab 2011 vor Augen hält.
Weder edel noch heroisch, aber klug
Es war jedoch nicht allein die Brutalität eines zu allem bereiten Regimes, die im Krieg um Syrien den Ausschlag gab. Nur weil dieser Krieg von Anfang an kein Bürgerkrieg war, konnte ihn Assad alleine nie gewinnen. Hätte es sich – wie manche bis heute meinen – nur um einen Aufstand der syrischen Opposition, um ein rein inner-syrisches Phänomen gehandelt, dann hätte Assad die Lage rasch unter Kontrolle gebracht. Weil aber Welt- und Regionalmächte auf syrischem Boden einen blutigen Stellvertreterkrieg austrugen, geriet Assad immer tiefer in die Abhängigkeit von jenen Mächten, aus deren Klauen seine Gegner Syrien befreien wollten.
Nur aus diesem Grund ist die Rückkehr Syriens in die Arabische Liga zu begrüßen: Sie relativiert zumindest ein wenig die Abhängigkeit Syriens von den aktuellen Machthabern in Moskau und Teheran. Ein Blick auf die Mitgliederliste der Arabischen Liga belegt, dass das Ende der Isolation Assads weder mit einer Heiligsprechung noch mit der Aufnahme in ein Kloster zu vergleichen ist. Auch nicht mit einer EU-Mitgliedschaft, die bekanntlich rechtsstaatliche Kriterien voraussetzt.
Die Potentaten der arabischen Welt anerkennen schlicht die syrischen Gegebenheiten und wollen in Damaskus nicht ganz ohne Einfluss bleiben. Das ist weder edel noch heroisch, aber immerhin klug.
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