Konflikt zwischen USA und China

99 Chinaballons?

Die Ballons im amerikanischen Luftraum dienen als Munition im Ost-West-Informationskrieg, nicht für einen militärischen Konflikt. Ein Kommentar.
Chinesischer Spionageballon
Foto: IMAGO/Joe Granita (www.imago-images.de) | Politische Beobachter sind derzeit nicht daran interessiert, scheinbar naiv anmutende Antikriegslyrik wahr werden zu lassen.

Das, was sich seit einigen Tagen im Luftraum der USA und Kanada abspielt, dürfte so manchen an Nenas berühmten 1980er-Jahre-Hit "99 Luftballons" erinnern: An eben jene Luftballons, die versehentlich durch Kinderhand in die Lüfte steigen, "für UFOS aus dem All" gehalten werden, weswegen ein "General 'ne Fliegerstaffel hinterher" schickt, diese abschießt - und damit unbeabsichtigt "99 Jahre Krieg" auslöst sowie eine "Welt in Trümmern" hinterlässt.

Klar ist: Gerade in Zeiten des Ukrainekriegs sowie des Systemwettstreits zwischen den USA und China sind politische Beobachter nicht daran interessiert, scheinbar naiv anmutende Antikriegslyrik wahr werden zu lassen. Erst recht nicht, wenn gegenwärtig zwar keine Luftballons, jedoch ballonähnliche nichtidentifizierbare Flugobjekte nicht nur über Nordamerikas Himmel fliegen, sondern auch zumindest bislang vier von ihnen von der US Air Force abgeschossen worden sind - jedoch erst, nachdem sich diese als unbemannt und unbewaffnet herausgestellt haben.

Amerikanische Ballons über chinesischem Luftraum?

Nicht nur diese Besonnenheit beim Abschuss der Ballons über den USA und Kanada scheinen eine "Welt in Trümmern" unwahrscheinlich werden zu lassen - selbst wenn es sich bei einigen dieser fremdartigen Ballons mutmaßlich um chinesische Spionageballons handelt und nicht um "UFOs aus dem All", wie das Weiße Haus in Washington bekanntgab.

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Dies sieht Peking selbstverständlich anders: Lediglich einer der von Amerika abgeschossenen Ballons wurde von Chinas Regierung als "vom Kurs abgedrifteter Wetterballon" bezeichnet. Zudem beschuldigte China die USA, dass seit 2022 zehn amerikanische Ballons über den chinesischen Luftraum geflogen seien und gegenwärtig ein solcher Ballon über den Küstengewässern vor der Hafenstadt Qingdao schwebe. Peking behalte sich ebenfalls vor, diesen vom Himmel zu holen - was die USA wiederum nur mit einem müden Schulterzucken quittieren dürften.

Fazit: Die Ballons über Nordamerika (sowie vermeintlich über China) scheinen vor allem als Munition im Informationskrieg zwischen Ost und West zu taugen - zu "99 Jahren Krieg" jedoch sicher nicht.

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Stefan Ahrens

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