Es ist nun über ein Jahr her, dass das Covid 19-Virus auch über Europa hereinbrach. Seither stellt der asynchrone und unberechenbare Verlauf der Corona-Pandemie sowohl das Gesundheitssystem als auch die Gesellschaft, Wirtschaft und Politik vor permanente Herausforderungen.
Erst in jüngster Zeit konnten zwar mit Hilfe von weitgehenden Einschränkungen im Alltagsleben und einem weiteren Lockdown in zahlreichen Wirtschaftsbereichen die zweite Krankheitswelle mit hohen Todeszahlen abgesenkt werden. Gleichwohl drohen aktuell die verschiedenen Mutationen diesen Erfolg zunichte zu machen, auch wenn nun wirksame Impfstoffe gegen das Covid 19-Virus zur Verfügung stehen.
Nicht mit anderen Krisen vergleichbar
Die Covid 19-Pandemie ist daher in keinster Weise mit früheren Krisen wie beispielsweise der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise von 2008/09 vergleichbar. Gleichwohl erleben wir wiederum, welchen gesellschaftlichen Beitrag der Mittelstand, der ja gemeinhin aufgrund seiner betriebs- und volkswirtschaftlichen Größen als Rückgrat der Wirtschaft gilt, leistet: Er wirkt stabilisierend auf die Gesellschaft, denn er vermittelt Werte wie Verbindlichkeit und Verlässlichkeit – und trägt damit dazu bei, dass die Unsicherheit aller Marktteilnehmer in der Krisensituation verringert wird.
So suchen die Familienunternehmen – ebenso wie schon 2008/09 – seit Monaten, an ihren Beschäftigten festzuhalten. Dabei hilft ihnen natürlich das Kurzarbeitergeld. Zugleich fühlen sie sich aber auch gegenüber den Menschen in den Regionen verantwortlich, in denen sie wirtschaftlich tätig sind. Dies hat nicht zuletzt die IfM-Studie „Unternehmerische Zielsysteme: Unterscheiden sich mittelständische Unternehmen tatsächlich von anderen?“ in 2019 belegt.
Gefahr nicht unterschätzen
Zugleich suchten viele mittelständische Unternehmen von Beginn der Pandemie an, mit Kreativität, Flexibilität und Kundennähe ihren ökonomischen Schwierigkeiten aktiv entgegenzuwirken. Dabei kam ihnen ihre Unternehmensstruktur und die Verankerung in der Region zugute: So konnten sie deutlich schneller als Konzerne beispielsweise ihr Geschäftsmodell an die neuen Rahmenbedingungen anpassen und ihren Kunden nun beispielsweise die Waren ins Haus liefern. Andere Unternehmen modifizierten teilweise ihre Produktion und stellten dringend benötigte Güter, wie etwa Desinfektionsmittel, Schutzmasken oder Komponenten für medizinische Geräte her. All dieses Engagement des Mittelstands honorierte die Gesellschaft, wie nicht zuletzt die zahlreichen „Kauf-vor-Ort“-Initiativen unterstreichen.
Wir dürfen daher nicht die Gefahr unterschätzen, dass wichtige Teile des gesellschaftlichen Beitrags wegfallen, sollten in Folge der Pandemie – oder unabhängig davon – einzelne Formen des Mittelstands dauerhaft nicht überleben und darüber die Vielfalt des mittelständischen Wirtschaftsgeschehens verloren gehen.
Die Kolumne erscheint in Kooperation mit der KSZ.
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