Schon die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Insgesamt 2 900 Besucher nahmen Ende der vergangenen Woche bis zum Samstag am dreitägigen Kongress Christlicher Führungskräfte teil. Dazu kamen noch 190 Aussteller, die sich in den Messehallen im Kongresszentrum des Berliner Estrel Hotels präsentierten: Christlich geprägte Unternehmerverbände, Unternehmen, aber auch Initiativee wie etwa die „Demo für alle“ stellten dort ihre Arbeit vor.
Parallel dazu war aber auch das Programm prall gefüllt. Über 60 Redner aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft traten auf. Die Spannbreite war weit und reichte vom KI-Professor über zahlreiche Vorstandsvorsitzende bis hin zum brandenburgischen Minister für Wirtschaft, Arbeit und Energie, Jörg Steinbach (SPD), und der stellvertretenden Vorsitzenden der Mittelstands- und Wirtschaftsunion der CDU/CSU, Jana Schimke. Der KCF, der alle zwei Jahre stattfindet, versteht sich als größter „Wertekongress“ im deutschsprachigen Raum. Organisiert wird er von der evangelischen Nachrichtenagentur IDEA in Kooperation mit einer breiten Allianz aus Unternehmerverbänden, landes- und freikichlichen und anderen christlichen Organisationen.
Keine konfessionelle Enge
Die Wurzeln des KCF, der erste fand 1999 statt und seither sind 13 weitere gefolgt, liegen also in der evangelischen Szene. Von konfessioneller Enge kann aber keine Rede sein. Ganz im Gegenteil. Das betont auch Hans-Peter Meinhardt, Geschäftsführer des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU), der auch zum Trägerkreis des Kongresses zählt, gegenüber dieser Zeitung. Es habe, auch am Stand des BKU, ein lebendiger und informativer Austausch mit vielen Kongressbesuchern stattgefunden. Zwei Mitglieder des BKU, der Leiter des Arbeitskreises „werteorientiertes Führen“, Stephan Teuber, und der stellvertretende Bundesvorsitzende, Oliver Schillings, hatten auch ein gemeinsames Seminar angeboten. Der Rücklauf auf das Thema „Stärken- und talentorientiertes Führen“ sei sehr positiv gewesen, berichtet Meinhardt. Über 250 Personen hätten im Nachgang Interesse an der Präsentation der beiden Referenten geäußert. Hans-Peter Meinhardt schätzt im Rückblick an den vielen Gesprächen, die er während des Kongresses führen konnte, vor allem eines: „Anders als sonst, wenn man im Wirtschaftsbereich unterwegs ist, muss man nicht begründen, warum das Christliche oder auch das Katholische in diesem Zusammenhang wichtig ist. Das ist hier selbstverständlich.“ Ein komplizierter Vorlauf könne also weggelassen werden, tatsächlich könne man gleich zum Kern der Sache vorstoßen.
Kongress gegen Hoffnungslosigkeit
Dass es beim KCF eher locker und freundlich als distanziert und formell zugeht, wie man es vielleicht sonst bei Wirtschaftskongressen erwartet, unterstreicht eine Szene: Gleich zu Beginn wurden die Teilnehmer gefragt, wie sie es den Kongress über am liebsten halten wollten: Du oder Sie? Die große Mehrheit entschied sich fürs Duzen. Auch das ein Beleg für die geschwisterliche Grundstimmung des Kongresses.
Auch der KCF-Vorsitzende Martin Scheuermann zog am Samstag eine positive Bilanz: „Wir haben einen Kongress erlebt, wo wir die heißen Themen unserer Gesellschaft, die uns alle umtreiben, angepackt haben.“ Von dem Treffen gehe viel Ermutigung aus. So sei der KCF ein „Kontrastkongress“ zu dem in der Gesellschaft weit verbreiteten Gefühl der Hoffnungslosigkeit. Ebenso positiv das Fazit von Helmut Matthies, dem Vorstandsvorsitzenden von IDEA: „Der KCF hat erneut bewiesen, dass man den großen Herausforderungen der Gegenwart mit christlichen Werten zukunftsgewandt und wirkungsvoll begegnen kann“, so der Journalist. „Deshalb hat IDEA 1999 begonnen und inzwischen mit zahlreichen Kooperationspartnern 13 Kongresse durchgeführt – finanziert allein durch die Teilnehmergebühren.“
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