Die Pandemie, die COVID-19 ausgelöst hat, stellt die Welt und damit auch Deutschland vor eine große Herausforderung. Das soziale und wirtschaftliche Leben ist weitgehend eingeschränkt und die wirtschaftlichen Folgen sind jetzt genauso wenig absehbar, wie der weitere Verlauf der Krankheit. Unsere Bundesregierung, die beteiligten medizinischen und wissenschaftlichen Institute und tausende Helfer im Gesundheitssektor leisten Menschenmögliches, um die Zahl der Neuerkrankungen gering zu halten. Gerade in dieser herausfordernden Situation zeigt sich nicht nur, wie gut unsere staatlichen Institutionen sind, es zeigt sich auch, wie stark unsere Gesellschaft insgesamt ist. In den (oft leider nicht) sozialen Medien wird fast nur von Dingen berichtet, die nicht funktionieren. Jedweder Kommentar, der zum Ausdruck bringt, dass alles völlig falsch, zu spät oder zu früh, zu lasch oder zu intensiv sei, bekommt tausendfache Reichweite und verunsichert die Menschen. Manchmal tut es gut, ein paar Tage nicht ins Internet zu schauen.
Besonnen handeln
Doch es geht auch anders: In ganz Deutschland erkennen Bürger, dass wir alle nun besonnen handeln müssen. Wir müssen alles dafür tun, dass sich der Ausbruch von Corona verlangsamt. Aber noch mehr, im ganzen Land helfen Menschen den Mitmenschen. Familien organisieren die Betreuung von Kindern und Verwandte, zu denen man weniger Kontakt hatte, springen mit ein. Junge Leute organisieren den Einkauf für ältere Leute, Reservisten melden sich freiwillig für den Sanitätsdienst der Bundeswehr und Menschen gehen gerade jetzt zum Blutspenden, weil sie gehört haben, dass Blutkonserven knapper werden. Immer mehr Mitbürger klinken sich aus der Empörungsspirale von Facebook und Co. aus, packen selbst mit an und zeigen so etwas, was der Staat nur eingeschränkt vermitteln kann: Sie zeigen Menschlichkeit, geben Wärme und setzen sich für andere ein. Richtig ist, dass wir momentan einerseits unmittelbare soziale Kontakte einschränken sollen, um eine Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Andererseits können viele kleine Dinge unsere Gesellschaft aber auch wieder zusammenführen und so unserem Land die menschliche Wärme und den Zusammenhalt geben, der uns in einer Krise stark macht. Gerade dies gilt es in den kommenden Wochen herauszustellen.
Schicksal selbst in die Hand nehmen
Wir sind nicht machtlos. Wir können auch in diesen Tagen unser Schicksal selbst in die Hand nehmen. Deutschland ist durch die Finanzmarktkrise und die Eurostabilitätskrise gegangen und wir haben zusammengehalten und die Politik hat ihr Möglichstes getan. Wir werden auch in einer Pandemie zusammenstehen und vielleicht menschliche Seiten entdecken, die in unserer digital geprägten Gesellschaft schon verborgen waren. Danken wir denen, die sich tagtäglich als Rettungskräfte, Ärzte, Pfleger, Polizisten oder Soldatinnen und Soldaten für Menschen einsetzen und besonders denen, die es genau in diesen Tagen zusätzlich zu ihrem normalen Job machen – vielleicht einfach aus christlicher Nächstenliebe! Ich bin mir sicher, wir in Deutschland werden das gut machen.
Der Autor ist CDU-Bundestagsabgeordneter. Der Jurist lehrt als Professor an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NRW und ist Präsident des Reservistenverbandes.Die Kolumne erscheint in Kooperation mit der Katholischen Sozialwissenschaftlichen Zentralstelle.
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