Der Bund Katholischer Unternehmer (BKU) positioniert sich. Das hätte als Motto über dem Treffen stehen können, das Mitglieder des Bundes aus den einzelnen Diözesanverbänden am vergangenen Wochenende in Koblenz zusammengeführt hat. Nicht mehr wohlklingende Vorträge von Ministerialdirektoren, Staatssekretären oder den großen Namen der Katholischen Soziallehre prägten das Programm der Bundestagung unterhalb der Festung Ehrenbreitstein, sondern die Arbeit der zehn Arbeitskreise im BKU, die ihre Arbeit vorstellten – und aktuelle politische Forderungen formulierten. Aber die Tagung hatte auch einen programmatischen Titel, der das Selbstverständnis des Verbands zusammenfasst: „Leistungsbereitschaft aus christlicher Verantwortung“. Dazu Martin Nebeling, Bundesvorsitzender des BKU: „Für mich beginnt Leistungsbereitschaft – wie auch die Katholische Soziallehre – bei der Person, dem Menschen. Der Mensch ist aber nur in Verantwortung vor Gott und seinem Nächsten zu begreifen.“ Dabei nehme der BKU seine Verantwortung für die Gesellschaft an seiner Schnittstelle zwischen Politik, Wirtschaft und Kirche wahr. „Gemeinsam zeigen wir so Leistungsbereitschaft in christlicher Verantwortung für unsere Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung. Mit Blick auf die Herausforderungen von heute rufen wir zur Neuorientierung an ihrem christlichen Fundament auf“, betont Nebeling, denn ohne dieses seien weder die Soziale Marktwirtschaft noch die Menschenrechte denkbar.
Der 1949 gegründete Unternehmer-Bund zählt über 1 000 Mitglieder – darunter Firmeninhaber, Unternehmer, Selbstständige und Führungskräfte –, die im Bundesgebiet in 30 Gruppen gegliedert sind. Dort findet die inhaltliche Arbeit des BKU statt. In den Arbeitskreisen werden Konzepte zur Wirtschafts- und Sozialpolitik sowie werteorientierter Führung erarbeitet. Das Gesamtprogramm in Koblenz begann mit einem durchaus politischen Kabarett der Kölner Solo-Kabarettistin Anka Zink. In die Tagungstage starteten die etwa 120 Teilnehmer mit einer Morgenandacht, aber dann standen jeweils die Impulse der Arbeitskreise zur Debatte. So rief der Arbeitskreis „Soziale Ordnung“ die Christen dazu auf, „gegen zerstörerische Zeitgeister an den Handlungsmaximen der Katholischen Soziallehre und der Sozialen Marktwirtschaft unbeirrt festzuhalten“. Wenn es die Katholische Soziallehre und die Soziale Marktwirtschaft nicht gäbe, müssten sie heute als Medizin für die Wunden der Welt erfunden werden.
Der „Unique Selling Point“ ist Jesus Christus
Konkret mahnte der Bundesvorsitzende und Anwalt Nebeling mehr Sozialpartnerschaft als eines der Kernprinzipien der Sozialen Marktwirtschaft an. Dabei hätten beide Seiten ihre gegenseitigen Interessen zu bedenken: Die Arbeitnehmer müssten die Wettbewerbsfähigkeit der Arbeitgeber und die Arbeitgeber die Löhne der Arbeitnehmer im Blick behalten. Gerade die CDU, so Nebeling weiter, müsse aufpassen, nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die einfachen Leute in den Blick zu nehmen, damit die Arbeitnehmerschaft nicht zur AfD abwandert. Zur wirtschaftlichen Krise, die Deutschland durchzustehen habe, merkte der Bundesvorsitzende an: „Es fehlt an Innovationsfähigkeit“. Dies rühre auch von einem „Mangel an Bereitschaft zu Leistung, Risiko und Unternehmergeist“ her. Zudem erklärte Nebeling, dass der BKU Sozialpartnerschaft und Tarifbindung unterstütze, aber politische Mindestlöhne deutlich ablehne, da Lohngestaltung Sache der Tarifpartner sei.
Deutliche Kritik an der derzeit geltenden Erbschaftsteuer übte der Arbeitskreis „Steuerrecht“. Die Steuersätze bei großen Vermögen seien geringer als bei kleineren Vermögen. Sie leisteten derzeit keinen signifikanten Beitrag zum Staatshaushalt, könnten aber einen höheren Beitrag liefern. Der Arbeitskreis „Energie und Nachhaltigkeit“ hob hingegen hervor, dass die Menschen eher bereit wären, sich auf Veränderungen einzustellen, wenn Energiepolitik ehrlich und mit Perspektive kommuniziert werde. Eine gelingende Energiewende und ein starker Wirtschaftsstandort seien dabei keineswegs Widersprüche. Eine gelingende Energiewende brauche mehr Risikobereitschaft, kommunikative Offenheit und vor allem Soziale Marktwirtschaft.
Als katholischer Unternehmer-Bund braucht es aber auch einen unverkennbaren Markenkern und den stellte der Trierer Bischof Stephan Ackermann bei einem Pontifikalgottesdienst mit den Tagungsteilnehmern in den Vordergrund: Der „USP“ – der „Unique Selling Point“ – der Kirche sei nicht eine Moral oder Lehre, sondern die Botschaft und Person Jesu Christi. Ohne ihn bleibe die Rede über Gott rätselhaft, dunkel, abstrakt und anfällig für Verzerrungen. Das persönliche Bekenntnis zu Christus habe aber nicht nur Auswirkungen auf das Gottesbild des Einzelnen, sondern auch „auf die Art und Weise, wie wir Welt und Gesellschaft gestalten“, sagte der Bischof in seiner Predigt. Der Christusglaube spende „Vertrauen in die Zukunft, weil er den Tod überwunden hat“. „Wenn wir ihn in den Blick nehmen, gewinnen wir – als Christen und als katholische Unternehmer – an Profil“, legte Ackermann dem BKU ans Herz.
Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.