Zwei Drittel der jungen Erwachsenen unter 27 gehen nicht davon aus, einmal von der gesetzlichen Rente leben zu können. Die Frage ist: Was tun? Einfach nur pessimistisch in die Zukunft zu blicken, ist wenig hilfreich. Dabei ist die pessimistische Grundhaltung durchaus verständlich. Dass der demographische Wandel unser umlagefinanziertes Rentensystem in Schieflage gebracht hat, ist längst bekannt. Weitere gesellschaftliche Faktoren, wie der immer spätere Berufseinstieg der jungen Generationen, machen nicht gerade Hoffnung auf bessere Zeiten.
Mittlerweile kommen, den Daten des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung zufolge, auf einen Rentner nur noch zwei Einzahler. Anfang der 60er Jahre waren es hingegen noch sechs Einzahler pro Rentner. Schon seit Langem versucht der Staat diesen Mangel durch Steuergelder auszugleichen. Allein im Jahr 2022 handelte es sich um Steuermittel in Höhe von rund 109 Milliarden Euro.
Die Crux mit der Rentenreform
Hin und wieder diskutieren Politiker, wie man das Renten-System reformieren und „zukunftsfähig“ gestalten kann: ein Staatsfonds wie in Norwegen, höhere Beiträge oder ein noch späterer Renteneinstieg. Staatlich geförderte Angebote wie Riester und Rürup haben sich im Sand verlaufen. Kaum ein Finanzdienstleister bietet diese Verträge noch an. Sie waren teuer und für viele schwer verständlich.
Wenn man das hört, kann man entweder resignieren, auf Reformen hoffen oder selbst aktiv werden und privat vorsorgen. Ein Großteil der jungen Erwachsenen entscheidet sich für abwarten und hoffen. Schließlich gehen Experten davon aus, dass es immer eine Form der gesetzlichen Rente geben wird. Nur Abstriche wird man eben machen müssen.
Beliebt: Vorsogen mit ETF-Sparplänen
Immerhin sparen, laut der MetallRente Jugendstudie, circa ein Drittel der unter 27-Jährigen regelmäßig fürs Alter. Die beliebteste Methode: ETF-Sparpläne. Dabei handelt es sich schon lange nicht mehr um einen Geheimtipp. Die Zeitschrift Stiftung Warentest veröffentlichte bereits 2013 ihr „Pantoffelportfolio“. Hierbei handelt es sich um nichts anderes, als was man in einer Vielzahl von Finanzratgebern lesen kann: Man investiert während des Erwerbslebens zum Teil in einen breit gestreuten, kostengünstigen Welt-ETF und zum Teil auch in Zinsprodukte (z.B. Sparbriefe).
Im Alter wird dieses Portfolio dann stückchenweise liquidiert. Hierbei wird auf Grundlage historischer Renditen berechnet, wieviel in der Entsparphase pro Jahr entnommen werden kann. Eine simple Idee, die mit minimalem Aufwand ein gutes Ergebnis verspricht — vorausgesetzt, man fängt früh genug an. Um den Zinseszinseffekt richtig nutzen zu können, sollte der Anlagehorizont ein Minimum von 15 Jahren umfassen.
Viele Wege führen ans Ziel
Wer von Börse und Aktien nichts hält, muss trotzdem nicht seine ganze Hoffnung auf zukünftige Reformen setzen. Viele Wege führen ans Ziel. Was zählt, ist nicht unbedingt die höchste Rendite und das beste Portfolio zu haben. Was zählt ist, nicht untätig zu sein.
Die meisten jungen Erwachsenen stehen aber nicht vor der Entscheidung, wie viel Rendite sie jährlich für ihre Altersvorsorge erwirtschaften wollen, sondern vor der Frage, ob sie etwas tun oder nichts tun.
Altersvorsorge ist nicht nur ein Thema für alte Menschen. Junge Erwachsene sollten ihren Lebensabend nicht durchs Warten auf Reformen verwetten. Untätigkeit ist keine Lösung
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