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„Black Friday“: Unverschämt günstig?

Am 25. November ist "Black Friday". Gerade für Schnäppchenjäger gilt: Augen auf beim Onlinekauf.
Rabattaktionen: Lohnen sich Black Friday und Cyber Monday?
Foto: dpa | Am 25. November ist „Black Friday“ – doch nicht nur Amazon versucht Ende November, mit zahlreichen Rabattangeboten umsatzmäßig zu punkten.

Eigentlich gilt der November als ein ruhiger Monat mit vielen besinnlichen Gedenk- und Feiertagen. Angefangen mit dem Allerheiligenfest über den Volkstrauertag, den Buß-und Bettag bis zum Totensonntag. Im Verkauf entwickelt sich der November allerdings immer mehr zu einer eiligen Zeit, der Hochzeit der Schnäppchenjäger.

Das Shoppingfestival beginnt mit dem 11. im 11.: Für Katholiken ist es der Tag des Heiligen Martin von Tours, für die Karnevalisten der Auftakt in die Fünfte Jahreszeit. Der 11.11. ist aber auch der „Singles Day“, der Tag der Alleinstehenden. Und das hat nichts mit dem Karneval zu tun, der ja ebenso oft als Singlebörse herhalten muss. Dieser besondere Feiertag für die Partnerlosen stammt vielmehr ursprünglich aus China. Die „1“ im Datum steht dabei für die Singles. Gefeiert wird mit Karaoke-Partys und Veranstaltungen, bei denen neue Freundschaften oder Liebesbeziehungen geknüpft werden können.

„Singles Day“ garantiert Milliardenumsätze

Allerdings geht es an diesem Tag auch um die Liebe zum Geld. Zumindest für Alibaba, den chinesischen E-Commerce-Giganten, der ihn zu seiner persönlichen Gelddruckmaschine erkoren hat. Die Chinesen feiern alljährlich am 11.11. das größte E-Shopping-Event der Welt. In diesem Jahr fand der „Singles Day“ bereits zum vierzehnten Mal statt. Das Verkaufsereignis spülte nach Medienberichten etwa 73 Milliarden Euro in die Kassen des Onlinehändlers aus China. Etwa der gleiche Betrag wie im Vorjahr, nachdem im vergangenen Jahrzehnt die Umsätze immer wieder explosionsartig anstiegen. Kommt die Kauflaune der Menschen jetzt an ihre Grenzen?

Wohl kaum, denn inzwischen ist der „Singles Day“ in vielen Ländern etabliert. So werben deutsche Handelskonzerne mit tollen Angeboten rund um die Elektronik „an einem der umsatzstärksten Tage der Welt“. Dennoch dient der Tag in Deutschland eher als Vorspiel zu der zweiten herbstlichen Rabattschlacht, die der Handel „Black Friday“ nennt. Dabei ist der Begriff des „Schwarzen Freitags“ historisch gar nicht positiv besetzt. Diese Bezeichnung, die ähnlich auch für andere Wochentage existiert, leitet sich aus einer Begrifflichkeit der römischen Antike her. Dort nannte man einen Unglückstag „dies ater“: In der christlichen Tradition galt der Freitag als ein besonders schwarzer Tag, weil sich an diesem Wochentag die Passion und Kreuzigung Christi ereignet hat. Einer der bekanntesten schwarzen Tage ist der Schwarze Freitag vom 25. Oktober 1929 mit dem Zusammenbruch der New Yorker Börse und der folgenden Weltwirtschaftskrise.

Verkaufsevent kommt aus Amerika

Das alles ist lange vergessen, der Begriff hat einen neuen Charakter: Das Verkaufsevent „Black Friday“ kommt natürlich ebenfalls aus Amerika. Er tauchte Anfang der 1950er-Jahre in den Medien auf und beschrieb die Tatsache, dass die dortigen Straßen am Freitag nach Thanksgiving, der immer ein sogenannter Brückentag ist, voller Menschenmassen und somit „schwarz” waren. Mehr als 50 Jahre später schwappte das Ereignis nach Deutschland über – der Medienkonzern Amazon brachte ihn als Geschäftsidee zur Umsatzsteigerung über den großen Teich. Ein Geschäft, dass sich offenbar gelohnt hat und das schnell nicht nur auf den einen Tag beschränkt blieb. So wurde der Zeitraum der Rabattangebote zum „Black Friday“ vor allem im Online-Handel immer mehr ausgeweitet: Da gibt es dann das „Black Weekend“, die „Black Week“ oder einfach die „Black Friday Deals“. Und weil das zum vorweihnachtlichen Kassenklingeln noch nicht reichte, hat man gleich noch den „Cyber Monday“ eingeführt: Der Montag nach Thanksgiving ist immer der Start des Weihnachtsverkaufs in den USA, auch er erfreut sich in Deutschland zunehmender Beliebtheit.

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Nichts zu verschenken

Was steckt nun hinter dieser riesigen Rabattwelle? Zu verschenken hat der Handel, gerade in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten, ja eigentlich nichts. Dennoch zeigen die Umsatzzahlen auch in Deutschland, dass Tage wie diese schwarze Zahlen garantieren. „In den letzten Jahren haben wir zu Black Friday und Cyber Monday immer wieder zweistellige Umsatzzuwächse gesehen – im letzten Jahr war es ein Umsatzplus von 27 Prozent“, erklärt der Handelsverband Deutschland (HDE) gegenüber der „Tagespost“. Insgesamt wuchs der Umsatz zu diesen beiden Aktionstagen in 2021 auf rund 4,9 Milliarden Euro. Der „Black Friday“ ist damit ein spürbarer Umsatzimpuls für viele Handelsunternehmen. Allerdings sei, so ein Verbandssprecher, die aktuelle Lage sowohl für die Handelsunternehmen als auch die Verbraucherinnen und Verbraucher von großen Unsicherheiten geprägt. Die hohen Energiepreise und die Inflation hätten die Konsumstimmung seit einigen Monaten auf Talfahrt geschickt. „Aber es gibt auch optimistisch stimmende Rahmenbedingungen wie beispielsweise die sehr stabile Lage auf dem Arbeitsmarkt“, hofft der HDE.

Shopping ja – aber mit kühlem Kopf

Shoppingexperten empfehlen, an den Rabatttagen einen kühlen Kopf zu bewahren und nicht in einen Kaufrausch zu verfallen. Einen Rausch, der umso leichter fällt, wenn das nächste Geschäft nur einen Klick entfernt ist. Folgt auf den Klick dann schnell der nächste, verliert man leicht den Überblick, weil man den Umfang der Käufe ja nicht mehr wie früher an der zunehmenden Leere der Geldbörse nachvollziehen kann. Die Überraschung folgt oft erst am Monatsende beim Blick auf den Kontoauszug oder die Kreditkartenabrechnung.

Will man sich dennoch in den Rabattdschungel begeben und nach Schnäppchen jagen, sollte man den Markt bereits einige Zeit vorher beobachten. Hierbei helfen Preissuchmaschinen wie guenstiger.de oder idealo.de. Dort kann man gegebenenfalls die Preisentwicklung der letzten Zeit verfolgen und gleichzeitig unterschiedliche Händler miteinander vergleichen. So vermeidet man, auf einen gerne genommenen Trick hereinzufallen: Der Verkäufer belegt Ware mit dem Preisschild der „unverbindlichen Preisempfehlung“. Das ist der Betrag, den Hersteller, Importeure oder Großhändler dem Handel als Verkaufspreis an den Kunden empfehlen. Da dieser durchaus höher ist als der vom Markt bereits regulierte Preis, erscheinen Rabatte, die auf diesen Wert hin ausgewiesen werden, oft als besondere Schnäppchen. Dabei sind die Waren auch außerhalb der Sonderangebote ebenso günstig zu erhalten.

Prüfsiegel beachten

Bei der Jagd nach den Schnäppchen verliert man sich gelegentlich im Netz und landet auf Seiten, die unglaublich günstige Angebote anpreisen. Auch dort ist Vorsicht geboten – vor allem dann, wenn man den Händler nicht kennt. Oft hilft schon ein Blick ins Impressum, um in Alarmbereitschaft zu gehen: Wenn dort keine oder unvollständige Abgaben sind, könnte das auf einen unseriösen Verkäufer hinweisen. Taucht ein Händler beispielsweise gar nicht in Preissuchmaschinen auf, kann das ein weiteres Indiz sein. Hilfreich sind Prüfsiegel, wie „Trusted Shop“, oder eine Bezahlform, über die man bei Problemen sein Geld zurückrufen kann. Bezahlt man beispielsweise mit PayPal, unterliegt die Transaktion dem PayPal-Käuferschutz. So kann man sein Geld zurückfordern, wenn etwas mit dem bestellten Produkt nicht stimmt oder man die Bestellung stornieren möchte.

Spannend wird es sein, ob die Umsätze der Händler in 2022 ebenfalls in den Rabattzeiten explodieren werden oder ob die Angebote angesichts von Rekordinflation und Energiekrise nicht wie gewohnt verfangen. „Die steigenden Energiekosten und die große Verunsicherung haben spürbare Auswirkungen auf den Konsum“, erläutert der HDE gegenüber der „Tagespost“. Das könne sich auch negativ auf den „Black Friday“ auswirken. Andererseits könne der „Black Friday“ mit seinen zahlreichen Sonderangeboten aber auch davon profitieren, dass viele Menschen in diesen Zeiten erst recht auf der Suche nach günstigeren Einkaufsmöglichkeiten seien.

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