Immer morgens um vier. Da endet für Dona Gloria Mancheca im bolivianischen El Alto die Nacht, bevor für die verwitwete 57-Jährige ein neuer, oft entbehrungsreicher Tag beginnt. Es zieht durch die Ritzen der engen Lehmbehausung, derweil sich die Töchter in der Küche an die Zubereitung des Frühstücks machen. Es gibt heiße Milch mit pürierten Bananen, dazu Kekse, Maisbrei und Pulverkaffee. Ein kleiner Ofen sorgt für etwas Wärme, gleichwohl der Wollpullover hier oben, auf mehr als viertausend Metern Andenhöhe fast schon zur Standardkleidung gehört. Im Glorias Wohn-Esszimmer hängen ein Kruzifix, Heiligenfiguren und das vergilbte Konterfei Karol Wojtylas, des 2005 verstorbenen Papst Johannes Paul II., den sie sehr verehrt habe, sagt sie.
Bolivien
Unterwegs über den Dächern von La Paz
Die hochmoderne Seilbahn in der bolivianischen Metropole nützt auch den weniger Begüterten – zugleich zeigt sie, wie tief gespalten das katholisch geprägte Land weiterhin ist.