Es gibt zwei Dinge, die können gar nicht anders sein: Dass ein neues Jahr um null Uhr null beginnt, und dass der Papst – sofern in Rom – sonntags um zwölf am Fenster der „terza loggia“ zum Angelus erscheint. Am vergangenen Sonntag war es soweit: Franziskus kam nicht. Bergoglio-Skeptiker hielten den Atem an. Sollte es etwa geschehen sein? Bei „LifeSiteNews“ knallten die ersten Korken. Traditionalisten-Papst Roberto de Mattei spitzte die Feder, um für seine „Corrispondenza Romana“ und die „Radici cristiane“ vernichtende Nachrufe zu schreiben. In den Redaktionsräumen der EWTN-Familie legte man Mozart auf. „Katholisches.info“ stellte das Spendensammeln ein und begann fleißig zu übersetzen. Sollte dem Papst etwas zugestoßen sein? Herzinfarkt, Gehirnschlag, Lungenembolie? Sieben Minuten währte die Sedisvakanz. Doch dann war er da. Von der vatikanischen Feuerwehr aus einem steckengebliebenen Aufzug befreit. Ja, so ist das, wenn man in Santa Marta wohnt und nicht nur ein paar Schritte im päpstlichen Appartement des Apostolischen Palasts ans Angelus-Fenster machen muss. Und als sei nichts gewesen, gab Franziskus nach dem Gebet „urbi et orbi“ die zehn Kardinäle bekannt, mit denen er den Club der Konklaveberechtigten nun endgültig auf Bergoglio-Kurs bringt. Mancher hat sich da wohl zu früh gefreut.
Rom
Glosse: Zu früh gefreut
Sieben Minuten Sedisvakanz.
